Spielerisch entscheiden, wenns ums Ganze geht

Wertescheibe.
Ausschnitt aus der Wertescheibe.

Immer schwieriger werden Entscheidungen, wenn es um Leben und Tod am Krankenbett oder auch um die richtigen Weichenstellungen in Fragen wie Gentechnologie oder Embryonenforschung geht. Wie kann die ethisch richtige Entscheidung gefunden werden? Spielerisch, meint jetzt das Institut Dialog-Ethik in Zürich, und hat eine Wertescheibe entwickelt, mit der man durch drehen die Wertekombination findet, die zur richtigen Entscheidung führt.

Tatsächlich hat das Institut eine Scheibe, bestehend aus vier unterschiedlich grossen Scheiben, produziert, die einzelnen gedreht werden können. In innersten Kreis bzw. auf der kleinsten Scheibe stehen die heute dominierenden Werte "Autonomie", "Menschenwürde" und "Verantwortung". Auf der nächsten Scheibe erscheinen die daraus abgeleiteten Werte Freiheit, Gleichheit und (Mit)menschlichkeit. Weitere Werte auf den äusseren Scheiben sind Gerechtigkeit, Solidarität, aber auch Abhängigkeit-Unabhängigkeit.

Anerkannte Werte

Nun soll man spielerisch diese Werte durch drehen der Scheiben kombinieren und daraus schwierige Entscheidungen ableiten können. So jedenfalls stellen es sich die Produzenten der Scheibe vor, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus dem Zürcher Institutdialog-Ethik, das von der Medizinethikerin Ruth Baumann-Hölzle geführt wird. Es handelt sich um Wissenschafter und Wissenschafterinnen aus verschiedenen Disziplinen. Es geht ihnen nicht in erster Linie um einen christlichen Wertekatalog, sondern um Werte, die heute - bewusst oder unbewusst - breit anerkannt sind.

Der Rechtsprofessor Max Baumann beantwortet die Frage, wie man darauf kommen könne, spielerisch ethische Entscheidungen zu fällen, mit dem Schillers-Zitat: "Der Menschen ist nur da ganz Menschen, wo er spielt". Spielen sei eben auch ein Teil der Menschenwürde. Wenn man den Begriff "Wert" sprachwissenschaftlich untersuche, so entdecke man, dass er etwas mit "drehen" und auch "wenden" zu tun habe. Es habe also nahe gelegen, ein Spielzeug wie die Wertescheibe zu entwickeln.

Sie hat den Vorteil, dass dazu auch Leute für die Auseinandersetzung mit ethischen Werten gewonnen werden können, denen das Thema sonst zu abstrakt scheint. Baumann denkt dabei nicht unbedingt an Nationalräte, die über ein neues Gesetz wie z. B. die Forschung an Embryonen beraten, meint aber, dass die Wertescheibe in der Ethik-Arbeit innerhalb einer Partei angewendet werden könnte. Besonders schwebt ihm aber vor, dass sie im Ethikunterricht eingesetzt wird, z. B. im neu geschaffenen Freifach Ethik an der Zürcher Kantonsschule Hottingen. Ganz praktisch kann es am Spitalbett werden, wenn entschieden werden muss, ob ein schwerkranker Patient noch mit teuren Therapien behandelt werden soll oder nicht.

Es wird sich zeigen, ob die mitgelieferte Spielanleitung packend genug ist, um die Wertscheibe zu einem echten Renner zu machen. Zu wünschen wäre es.
Bestellungen über Telefon 01 252 42 01; E-Mail: info@dialog-ethik.ch ; Einzelpreis Fr. 35.-.

Website: www.dialog-ethik.ch

Datum: 30.01.2004
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet.ch

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