Spuren einer 900-Jahre alten Kirche in Basel gefunden

Basel. Mitarbeitende der Archäologischen Bodenforschung und der Basler Denkmalpflege haben umfangreiche und gut erhaltene Baustrukturen der spätgotischen St. Johanns Kapelle beim Basler Münster und ein bisher unbekanntes romanisches Vorgängerbaus aus der Zeit um 1100 freigelegt. Das teilt die archäologische Bodenforschung Basel-Stadt mit.

Auslöser der Ausgrabungen, die im April begangen, sind der Umbau und die Unterkellerung der klassizistischen Villa Münsterplatz 2 ("Zur St. Johannskapelle") und eines danebenliegenden Gebäudes. Der heutige, klassizistische Bau liegt an der Stelle der ehemaligen St. Johannskapelle, der Taufkapelle des Basler Münsters. Die Kapelle wurde 1386, also 30 Jahre nach dem Basler Erdbeben erbaut. Im Bau von1839/41 wurden grosse Teile der Wände der gotischen Kapelle integriert. Die Bauuntersuchungen der Basler Denkmalpflege brachten eine Reihe von spätgotischen Masswerkfenstern und Wandmalereien ans Tageslicht.

Vier Rundbilder von Heiligen befanden sich an den Längswänden und eine lebensgrosse Einzelfigur Johannes des Täufers, dem Patron der Kapelle an der Ostwand. Die fragmentarisch erhaltene Bemalung ist von erstaunlich hoher Qualität. Sie stammt aus der Zeit kurz vor der Reformation 1527. Vermutlich wurde die Johannesfigur durch die Holbein-Werkstatt ausgeführt, meldet die Basler Bodenforschung.

Romanische Kirche aus der Zeit um 1100

Die archäologischen Untersuchungen zeigten, dass sich an Stelle der gotischen Kapelle ein Vorgängerbau aus der Zeit um 1100 befand. Dieser romanische Bau war rechteckig, wie auch die gotische Kapelle, übertraf diese aber beträchtlich an Grösse. Es handelt sich um einen Saal von 14 m Breite und 28 m Länge, der mit Mörtelböden ausgestattet war. Die Kirche gehörte vermutlich zur Haus- und Hofhaltung des Basler Bischofs, des Domkapitels oder beiden Institutionen zusammen, also nicht zur Pfarrgemeinde und Bürgerschaft.

Die Kirche wies vier verschiedene Bauphasen auf und zeichnet sich durch eine aussergewöhnlich gute Erhaltung aus. Einzelne Wandteile wurden beim Bau der gotischen Kapelle integriert und sind heute noch sichtbar. Durch zwei grosse Eingangsportale in der nördlichen Längswand gelangte man zum Friedhof, in welchem über 40 Bestattungen gefunden wurden. Baubefunde im 2. Stock des heutigen Gebäudes belegen, dass die Kirche auf einer Höhe von rund 8 Metern eine Reihe von Rundbogenfenstern hatte.

Unter dem Vorgängerbau verlief die spätkeltische/römische Strasse, die über den Münsterhügel führte. Neben der Strasse liegen römische Gruben, Abfallschichten von Gewerbebetrieben, Feuerstellen und ein grosses Gebäude des 3. bis 4. Jh. n. Chr. Aus diesen älteren archäologischen Schichten stammen viele, zum Teil spektakuläre Fundstücke, unter anderem ein reich verzierter Kamm.

Datum: 14.11.2002
Quelle: Kipa

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