Gentech Pflanzen können den Hunger nicht stillen

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Wien. "Gentech Pflanzen werden den Hunger auf unserem Planeten nicht stillen", erklärt Werner Müller, Ökologe vom Büro für Ökologische Risikoforschung und Consulting. Grund für diese Aussage ist ein Interview mit dem Gentechnik-Befürworter Clive James. "Etwa 800 Mio. Menschen leiden an chronischer Unterernährung wovon zirka 24.000 täglich an den Folgen der Unterernährung sterben. Weltweit würden genug Nahrungsmittel zur Verfügung stehen, um alle Menschen auf dieser Erde satt zu machen", so der Wissenschaftler, der die Fakten der Welternährungsorganisation FAO http://www.fao.org zitiert.

Hunger ein Konflikt zwischen arm und reich

"Hunger ist ein Konflikt zwischen arm und reich und nicht die Frage einer neuen Technologie. In den Entwicklungsländern leben drei Viertel jener Familien, die an Armut und chronischem Nahrungsmangel leiden in ländlichen Gebieten. Ihr Lebensunterhalt ist direkt oder indirekt von der Landwirtschaft oder der Fischerei abhängig", so Müller. Armut werde meist durch den Mangel an verfügbarem, qualitativ gutem Land verursacht. "Selbst dort allerdings, wo solches vorhanden ist, führen Mangel an Geld und/oder Know-how für die Produktionssteigerung zu Hunger", schreibt auch die FAO in einem Bericht.

Das "Special Programme for Food Security in Low-Income Food-Deficit Countries (SPFS) der FAO verfolgt deshalb das Ziel, Familien in erster Linie durch kleine effiziente Verbesserungen, die sie sich leisten können, zu helfen, die Produktivität zu steigern. Mit diesen einfachen und ökologischen Methoden konnten z B. in Kenia Maiserträge um 40 bis 100 Prozent erhöht werden.

"Technologien wie Pflanzenschutzmittel und Gentechnologie kann sich die arme Bevölkerung nicht leisten", so Müller. "Auch bei gentechnischen Pflanzen ist damit zu rechnen, dass der eingebaute Schutzmechanismus gegen einzelne Schädlinge von diesen nach kurzer Zeit durchbrochen wird, und somit wieder mehr Chemie oder neue Gentech Pflanzen eingesetzt werden müssen. Ein Wettlauf bei dem der Mensch und Umwelt grossen Schaden nehmen, wie die Vergangenheit gezeigt hat. Genetisch veränderte Pflanzen bilden daher keine nachhaltige Lösungsstrategie", so der Forscher.

Genetische Verschmutzung

Ein besonderes Problem sieht Müller in der genetischen Verschmutzung, die neben der globalen chemischen Verschmutzung ebenfalls ein globales Problem werden könnte. Die in die Kulturpflanzen eingebrachten Gene werden für die Pflanze "massgeschneidert". Es handelt sich um synthetische Genkonstrukte, die in dieser Form in keinem Lebewesen der Erde vorkommen. Insbesondere in den Zentren der genetischen Diversität kreuzen sich Kulturpflanzen mit ihren verwandten Wildformen. "Die These, dass gentechnisch-veränderte Pflanzen durch Auskreuzen keine Schäden verursachen können, weil diese Gene ohne Selektionsvorteil in kurzer Zeit wieder aus der Population verschwinden ist falsch", so der Ökologe. Die Gene bleiben zu 75 Prozent in den Pflanzenpopulationen, auch wenn sie keinen Selektionsvorteil verfügen, wie mehrere unabhängige Modellberechnungen zeigen. "Im Gegensatz zu Pflanzenschutzmittel kennen wir die Halbwertszeit von synthetischen Genen nicht. Wir müssen davon ausgehen, dass diese mehrere hundert bis mehrere tausend Jahre in den natürlichen Vegetation überdauern können. Das bedeutet, dass dieser die genetische Verschmutzung nicht umkehrbar ist", so der Ökologe.

Clive James, Gründer und Vorsitzender des Internationalen Service für den Erwerb agrar-biotechnologischer Anwendungen meint, dass "Armut die schlimmste Umweltverschmutzung" sei. "Die Übernutzung natürlicher Ressourcen ist sicherlich ein wichtiger Faktor für die Beeinträchtigung der Umwelt", entgegnet Müller. Jedoch sei das rechte Mass im Auge zu behalten. 25 Prozent der Weltbevölkerung verbrauchen 75 Prozent der Rohstoffe und Energie. Die Umweltverschmutzung werde aber in erster Linie durch den Energieverbrauch und dem damit verbunden Güterkonsum angeheizt, so der Ökologe.

700.000 Somalier vom Hunger bedroht

Rund 700.000 Somalier sind nach Angaben der UNO vom Hunger bedroht. Zwar leisteten die verschiedensten UNO-Organisationen Hilfe, aber wegen der unsicheren Lage im Nordosten und im Süden des Landes sowie in einigen zentralen Regionen sei dies äusserst schwierig, betonte UNO-Generalsekretär Kofi Annan in einem in New York vorgelegten Bericht.

Annan appellierte an die Führung des Landes, die Sicherheit der UNO-Mitarbeiter zu garantieren und Hilfsprojekte nicht zu behindern. Derzeit gebe es rund 900 UNO-Projekte in dem Land. Weiter bat Annan um Spenden für die Arbeit in dem afrikanischen Land. Die UNO-Hilfsappelle in den vergangenen zwei Jahren hätten keine ausreichenden Ergebnisse gebracht.

Quellen: pte-online/KIPA

Datum: 27.08.2002

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