Das beste Antidepressivum

Was hat Weisheit in der Psychotherapie zu suchen?

In der Psychotherapie ist keine Methode den andern wirklich überlegen. Den Unterschied macht die behandelnde Person aus! Das sagt Stefan Büchi, Professor für psychosoziale Medizin.
Stefan Büchi

Die Psychiatrie und Psychotherapie hat heute eine grosse Palette von Psychopharmaka zur Hand, um zum Beispiel depressiven Menschen zu helfen. Doch die Anwendung der Medikamente ist ein umstrittenes Thema und die Wirkung oft ungewiss. Stefan Büchi, Professor für psychosoziale Medizin und Direktor der Klinik Hohenegg, weiss, wovon er spricht. Und er kann dazu schlüssige Studien präsentieren, was er am Riehener Seminar am 21. Oktober auf St. Chrischona auch tat. Die Studien wurden erstellt, um die Wirkung von Psychopharmaka im Vergleich mit Placebos zu vergleichen. Dabei achtete man auch darauf, wer diese abgibt und die Testpersonen betreut.

Erstaunliche Unterschiede

Während in den Testergebnissen der Unterschied in der Wirkung von Placebos und Psychopharmaka oft erstaunlich gering war, stellten die Studienverantwortlichen erstaunliche Unterschiede bei den behandelnden Therapeuten fest. Dies erlaubt den Schluss, dass die Person des behandelnden Psychotherapeuten oder Psychiaters wichtiger ist als das Medikament, das er depressiven Menschen abgibt.

Therapeuten mit guten Behandlungsergebnissen weisen sich vor allem durch eine hohe Empathie gegenüber den Ratsuchenden und Patienten aus. Das Mitgefühl, die Haltung der Barmherzigkeit und die Absicht, wirksam zu helfen, sind die besten Wirkfaktoren bei der Behandlung von psychisch leidenden Menschen, bestätigen die Studien.

Neue Perspektiven und Lebenssinn

Solche Therapeuten verstehen es auch, psychisch leidenden Menschen, die zum Teil von schwierigen Ereignissen wie dem Verlust eines nahestehenden Menschen betroffen sind, eine neue Lebensperspektive zu vermitteln, einen Sinn im gegenwärtigen Leiden zu erkennen und neue Lebenskräfte (Ressourcen) zu wecken.

Stefan Büchi bilanziert: Zwar gibt es keine «spezifische Weisheit» in der Psychotherapie. Aber die Beziehung (zwischen Therapeut und Patient) ist die «zentrale Wirkkraft der Psychotherapie». Dabei sei die «Klärung der Erwartungen und Rahmenbedingungen» zentral. Die therapeutische Wirksamkeit habe mit Empathie und Mitgefühl zu tun, wobei der Therapeut neben der Nächstenliebe auch auf die Selbstliebe achten muss. Ziel müsse es sein, das fixierte Selbstbild des Ratsuchenden zu verändern und damit die Fähigkeit zu stärken, Belastendes loszulassen und einen Reifeprozess einzuleiten.

Zum Thema:
Weisheit als Ressource: Wie Ratsuchende weise werden können

Weitere Texte zum Thema:
24. Riehener Seminar: Wenn Körper und Seele schmerzen
Riehener Seminar: Was ist eine gute Psychotherapie?

Datum: 26.10.2014
Autor: Fritz Imhof / idea
Quelle: Livenet

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