Computerspiele bereiten Gewalttäter vor

Hannover. Zwischen gewaltverherrlichenden Computerspielen und Gewalttaten von Jugendlichen gibt es nach Ansicht des Hannoveraner Schulpsychologen Berd Jötten einen klar nachweisbaren Zusammenhang. Durch solche Spiele würden die Täter auf ihre Taten systematisch vorbereitet, sagte Jötten in einem Interview.

„Diese Simulationen bauen Gewaltkompetenz auf“, sagte Jötten. Hinzu komme ein intensives Schiess-Training. So würden solche Schiesssimulationen auch beim Militär eingesetzt, damit Soldaten lernten, in hochgradigen Stress-Situationen zielgerichtet zu handeln und nicht den Überblick zu verlieren. Jötten ist Vorsitzender der Sektion Schulpsychologie im Berufsverband deutsche Psychologinnen und Psychologen. Seine Beobachtung hat unlängst auch der US-Filmkritiker und Herausgeber des Movie Guides, Ted Baehr, bestätigt.

Aus dem Haus, in dem der Amokläufer von Erfurt, Robert Steinhäuser, lebte, wurde ein Computer abtransportiert. Überlebende Schüler hatten berichtet, der 19-Jährige habe zielgerichtet und in schneller Abfolge auf die Lehrer in einem Erfurter Gymnasium geschossen.

Jötten sagte, häufig gingen solchen Taten lang andauernde Verletzungen des Selbstwertgefühls voraus: „Dann gibt es einen krisenhaften Auslöser, der ein Handlungsmuster abruft, das vorher ausgeprägt wurde – etwa durch Computerspiele.“ Nachdem sich ein Täter zu seiner Tat entschlossen habe, befinde er sich in einem „inneren Programm wie vor seinem Computer“. Zwischen Realität und Fiktion werde nicht mehr unterschieden. Schüler berichteten, Steinhäuser habe die Tat ruhig und entschlossen verübt und die Lehrer regelrecht hingerichtet.

Datum: 02.05.2002
Quelle: SSF

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