Zivildienst nicht erschweren

Der «Vater des Zivildienstes» wehrt sich

Um den Armeebestand zu stabilisieren, will der Bundesrat den Übertritt in den Zivildienst erschweren. Heiner Studer, der nach jahrzehntelangem Kampf dem heutigen Zivildienst zum Durchbruch verhalf, findet Einschränkungen unnötig.
Wird Zivildienstleistenden den Übertritt erschwert?
Heiner Studer, der «Vater des Zivildienstes»

Die Zahl der Zulassungen sei in den vergangenen Jahren stetig gestiegen – von 4'670 im Jahr 2011 auf 6'169 im Jahr 2016, schreibt der Bundesrat zur Begründung seiner Absicht, die Zahl der Zulassungen zum Zivildienst «substanziell» zu verringern. Ins Visier nimmt er dabei vor allem Soldaten, die nach bestandener Rekrutenschule ein Gesuch für den Zivildienst einreichen. Im vergangenen Jahr betraf dies knapp 40 Prozent der 6'169 Zulassungen. Damit sei die Zahl der Wehrpflichtigen unter 20'000 pro Jahrgang gesunken.

«Da müsste die Armee in sich gehen»

Ein Dorn im Auge seien dem Militär tatsächlich diejenigen, welche die ganze RS absolviert haben und dann wechseln, stellt alt Nationalrat Heiner Studer fest. Das Problem liege jedoch bei der Armee selbst: «Warum wechseln so viele noch zu jenem späten Zeitpunkt? Da müsste die Armee in sich gehen». Ausserdem brauche die Armee höchstens 18'000 Mann pro Jahr, sodass der Bestand durch die Abgänge nicht gefährdet sei. Somit erübrige sich auch ein neues Gesetz.

Schikane und Sinnlosigkeit

Nach den Gründen für die hohen Zahlen von Abgängen von der Armee in den Zivildienst angesprochen, hört Studer vor allem die folgenden Begründungen: «Immer wieder fühlt man sich (unnötig) schikaniert». Und: «Mitdenken ist nicht gefragt». Vieles werde auch als sinnlos empfunden. Studer lässt damit durchblicken, dass die Armee besser ihre Ausbildung reformieren würde, statt dem Zivildienst Steine in den Weg zu legen.

Studer ausgezeichnet

Heiner Studer wurde am 10. November mit dem Preis des Schweizerischen Zivildienstverbandes CIVIVA für sein ausserordentliches Engagement zugunsten des Zivildienstes ausgezeichnet. Der Verband würdigt damit Studer als «Vater des Zivildienstes», wie er auch in der letzten Ausgabe der Le Monde Civil betitelt worden sei. Als engagierter Nationalrat (EVP, 1999-2007) habe damals seine Motion dazu geführt, dass im Jahr 2009 die Gewissensprüfung abgeschafft und der Tatbeweis Realität wurde. Seit der Gründung von CIVIVA im Jahr 2010 bis im vergangenen Frühling habe Heiner Studer als Präsident des Zivildienstverbandes dessen Politik weiter geprägt.

Zum Thema:
Neujahr 2016: Heiner Studer: «Christen sollen Profil zeigen»
Armeeseelsorger John Weber: «Die Armee braucht Christen»
Heiner Studer: Es gibt ein Leben nach dem Rücktritt als Parteipräsident

Datum: 18.11.2017
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

Werbung
Livenet Service
Werbung