Muslime streben nach staatlicher Anerkennung

Rund 400’000 Muslime aus den verschiedensten Ländern und Kulturen leben in der Schweiz. Bisher gibt es keine Stimme, die sie alle vertreten könnte. Das soll sich nun ändern. Gemäss Kios-Präsident Farhad Afshar soll die geplante Vereinigung «Umma Schweiz» heissen (Umma bedeutet die Gemeinschaft der Muslime). Sie will «Wahlempfehlungen abgeben und zu einem politischen Faktor werden». Bereits Ende Jahr werde es erste Wahlen in ein nationales Parlament geben, schreibt «Sonntag» vom 13. März unter Berufung auf Afshar.  

Die Ziele

Die Ziele des Zusammenschlusses: Die Gemeinden sollen durch das Einziehen von Steuern über mehr Geld verfügen können. Heute sind sie oft auf Spenden angewiesen. Statt Räumen in Industrieliegenschaften sollen mehr Moscheen entstehen. Auf dem Wunschzettel der Verantwortlichen stehen gemäss der Zeitung ausserdem muslimische Friedhöfe, die staatliche Ausbildung von Imamen und islamische Altersheime oder Altersheim-Abteilungen, die Speisevorschriften und Gebetszeiten einhalten. Voraussetzung für die nationale Anerkennung ist eine nationale und demokratisch legitimierte Organisation Diese muss ausserdem Mann und Frau gleich stellen und transparent wirtschaften.

Juristenkommission am Werk

Die Muslim-Verbände haben gemäss der Zeitung bereits mit der katholischen und reformierten Kirche und dem Israelitischen Gemeindebund der Schweiz gesprochen. Jetzt soll eine Kommission aus drei Staatsrechtlern und zwei islamischen Juristen ein Statut ausarbeiten, das anschliessend den 300 Schweizer Muslim-Vereinigungen zur Vernehmlassung zugestellt werde.

Interessierte Beobachter

Mit Interesse dürften die Schweizer Freikirchen die Bemühungen der Muslime beobachten. Der Kanton Bern hat kürzlich die öffentlich-rechtliche Anerkennung von Freikirchen im Verband VFG Freikirchen Schweiz abgelehnt und dabei durchblicken lassen, dass eine Anerkennung der Freikirchen den Druck erhöhen würde, auch muslimische Verbände anerkennen zu müssen.