Besorgnis über mehr Antisemitismus in der Schweiz

ekr

Bern - Juden und Jüdinnen in der Schweiz werden wieder häufiger Zielscheibe massiver Verunglimpfungen. Die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) äussert sich in einer Mitteilung über den Besorgnis erregenden Antisemitismus in der Schweizer Nahost-Debatte. Die Anwürfe treffen die Juden meist unter der Oberfläche, so dass die Oeffentlichkeit sie kaum wahrnimmt. Die Kommission hat Vertreter des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) getroffen und mit ihnen über den Nahostkonflikt und seine Auswirkungen diskutiert.
EKR und SIG haben Verständnis dafür, dass Personen und Organisationen engagiert Stellung nehmen und sich mit dieser oder jener Seite solidarisieren. Beriefen sich Urteile über Vorgänge im Nahen Osten auf die Menschenrechte, müssten beide Konfliktparteien mit gleichen Ellen gemessen werden, ohne dass dabei Missstände gegeneinander aufgerechnet würden.
Die EKR schreibt weiter, Kritik an der Politik des Staates Israel könne nicht zum Vornherein mit Antisemitismus gleichgesetzt werden. Allerdings könnten kritische Verlautbarungen - ohne selbst antisemitisch zu sein - sehr wohl antisemitische Reaktionen begünstigen und rechtsextremen Haltungen Auftrieb geben. Eines darf laut der EKR nicht sein: dass jüdische Schweizerinnen und Schweizer in eine Art Sippenhaft für die Politik eines souveränen Staates genommen werden, auch wenn sie sich diesem Staat in besonderer Weise verbunden fühlten.
EKR und SIG wollen künftig antisemitische Entgleisungen, auch ungewollte, aufdecken und ihnen entgegentreten.
Ende Mai hatte sich der SIG entschlossen, das Schweizerisch-Jüdische Medienforum einzusetzen. Dieses soll die Nahost-Berichterstattung in den Schweizer Medien genauer beobachten. "Das Forum wird die Medien auf Berichterstattungen aufmerksam machen, die in seinen Augen problematisch sind", hatte damals SIG-Vizepräsident Thomas Lyssy die Aufgaben der neuen Institution umrissen. Es müsse sich aber um eine Verzerrung der Tatsachen oder um falsche Informationen handeln, damit das Forum interveniere. Das Forum soll im Laufe dieses Sommers installiert werden, unter Leitung des Basler Theologieprofessors Ekkehard Stegemann.

Datum: 18.07.2002
Autor: Peter Schmid

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