Die Jesusgeschichte neu erzählt

Parallelen zwischen Josef und Jesus

Geschichten, die sehr bekannt sind, verlieren leicht ihren Reiz. Wenn sie einmal Teil unserer kulturellen Identität sind, sind sie irgendwann nur noch «nett». Findige Autoren und Regisseure schreiben deshalb neue Versionen dieser alten Geschichten. Oder sie entwickeln ein Prequel – und werfen so neues Licht auf eine bekannte Story. Tatsächlich gibt es so etwas auch zu den Evangelien. Doch die beste Neuerzählung hierzu ist nicht von heute.
Jesus und Josef (gemäss Verfilmungen)

In «Romeo und Julia» oder «Aschenputtel» geht es um sehr unterschiedliche Geschichten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie für unsere Zeit neu erzählt wurden. Einmal wurde die Handlung in die Slums von New York verlegt und die «West Side Story» entstand, im anderen Fall wurde aus der Hauptfigur eine Prostituierte: «Pretty Woman» war geboren.

Neue Perspektiven auf die Bibel

Auch das Leben von Jesus im Neuen Testament wurde vielfach thematisch aufgegriffen und neu erzählt: In C. S. Lewis' «Chroniken von Narnia» stirbt der Löwe Aslan für den Verräter Edmund und überwindet dadurch den Tod. Auch Harry Potter nimmt am Schluss den tödlichen Fluch auf sich, um alle zu retten, bevor der Stein der Auferstehung ihn zurückbringt. Jean Valjean aus «Les Misérables» (Die Elenden) wird von der Gnade überwältigt und stellt sein Leben deshalb in den Dienst für andere Menschen. Diese Liste liesse sich beliebig fortsetzen, doch die besten Beispiele für ein Prequel des Lebens von Jesus finden sich bereits im Alten Testament.

Josef – ein frischer Blick auf Jesus

Während ein Prequel in der Regel nachträglich verfasst wird, um die Haupthandlung einzuleiten oder besser zu erklären, setzt das Alte Testament einen anderen Schwerpunkt. Es enthält Geschichten, Ereignisse und Personen, die bereits lange vor Jesus bekannt waren. Trotzdem illustrieren manche eindrücklich das Leben des Messias. Ein gutes Beispiel hierfür ist Josef. Gemeint ist nicht Marias Ehemann aus dem Neuen Testament, sondern der Sohn Jakobs im Alten Testament, der durch sein buntes Gewand bekannt wurde, durch seine Träume und seinen Verkauf nach Ägypten. Die Theologen sind sich nicht einig darin, wie viel Absicht hinter den Parallelen steckt, die zwischen ihm und dem 2'000 Jahre später lebenden Jesus Christus bestehen. Doch diese Parallelen sind da. Und sie laden dazu ein, Josef und mit ihm auch Jesus auf eine neue Art und Weise zu begegnen.

Parallelen zwischen Josef und Jesus

  • Josef und Jesus werden beide so beschrieben, dass sie bei ihren Brüdern verhasst und von ihnen verworfen wurden.

Dies ist nur eine Auswahl an Parallelen. Leicht lassen sich noch mehr finden. Interessant ist es, dass sie uns einerseits mehr Sinn in der alttestamentlichen Josefsgeschichte sehen lassen, andererseits auch Jesus deutlicher (weil menschlicher?) erkennen lassen. Sicher greift es zu kurz, alles in diesen Geschichten aufeinander zu beziehen, doch Parallelen sind definitiv vorhanden. Bis zum Schluss. Da sagt Josef im Rückblick auf sein Leben: «Ihr wolltet mir Böses tun, aber Gott hat Gutes daraus entstehen lassen. » (1. Mose, Kapitel 50, Vers 20). Und Jesus sagt uns vom Kreuz her zu: «Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!» (Lukas, Kapitel 23, Vers 34). Am Ende kommt Gott zu seinem Ziel.

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Datum: 02.12.2017
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

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