Ferner bringe das Fernsehen durch seinen immer wiederkehrenden Programmablauf Struktur in den Alltag. Diese zeitlichen Abläufe, die Hurth als “TV-Rituale” bezeichnet, gäben vielen Menschen Orientierung – eine Aufgabe, die bislang ebenfalls der Religion vorbehalten gewesen sei. Das Fernsehprogramm begleite den Alltag wie eine Liturgie. So habe der Heidelberger Theologe Günter Thomas diesen liturgischen Programmablauf mit den Stundengebeten der Kirche verglichen. Die religiöse Dimension des Fernsehens habe aber keine Folgen, kritisiert Frau Hurth. “Was im Fernsehen wie Religion wirkt, bleibt letztlich ohne Wirkung und erfasst das alltägliche Leben gerade nicht mehr.” Man müsse nach den Ursachen für diese “Ersatzreligion” fragen, denn gerade hier liege die Chance von Theologie und Kirche, “deutlich zu machen, dass der christliche Glaube mehr anzubieten hat”.
Datum: 12.10.2002
Quelle: idea Deutschland