Bayerischer Landesbischof: Ausschluss von Frauen vom Pfarramt unbiblisch

Die römisch-katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen haben nach Ansicht des bayerischen evangelischen Landesbischofs Johannes Friedrich (München) mit ihrem Nein zu Frauen im geistlichen Amt nicht die Bibel auf ihrer Seite. Es gebe kein biblisch begründetes Argument, Frauen vom Pfarramt auszuschliessen, schreibt Friedrich in einem Beitrag für das "Evangelische Sonntagsblatt aus Bayern" (Rothenburg ob der Tauber). Der Bischof verweist darauf, dass es im Neuen Testament Frauen im Apostelamt gebe, etwa Phoebe, das Ehepaar Priska und Aquila sowie das Apostelpaar Andronikos und Junia. Das Christusbekenntnis der Martha stehe dem Christusbekenntnis des Petrus nicht nach. Die Kirche halte sich an den Galater-Brief (Kapitel 3, Vers 28): "Es gilt weder Jude noch Grieche, weder Sklave noch Freier, weder Mann noch Frau ..." Die Geschichte der Abwertung der Frau habe damit begonnen, dass Papst Innozenz III. die Lehre gefestigt habe, die Schlüssel des Himmelreichs seien nur männlichen Aposteln anvertraut. Thomas von Aquin habe die grundsätzliche Minderwertigkeit der Frau gelehrt. Friedrich: "Heute wissen wir, dass die Nichtvereinbarkeit von weiblichem Geschlecht und geistlichem Amt aus dem Zeitgeist kam, nicht die Frauenordination." Er danke Gott dafür, dass die ordinierte "Frau Pfarrerin" in der evangelischen Kirche "ganz selbstverständlich" geworden sei. Die bayerische Landeskirche führte 1975 die Frauenordination ein. Hermann Dietzfelbinger, der von 1955 bis 1975 Landesbischof war, hatte Frauen im Pfarramt strikt abgelehnt.

Auf viele Leitungsstellen bewerben sich keine Frauen

Wie Friedrich weiter schreibt, komme jetzt "endlich" die Zeit, in der Frauen vermehrt Leitungsverantwortung übernehmen. "Dass es nicht schneller geht, liegt nicht am Landeskirchenrat oder gar am Landesbischof." Auf viele ausgeschriebene Leitungsstellen bewürben sich keine Frauen. Es sei "deshalb ein wichtiges Ziel der Personalförderung, hier Mut zu machen". Pfarrerinnen sind laut Friedrich eine Bereicherung der Kirche. Durch Pfarrerinnen habe "der Heilige Geist unzählig viel Glauben, Hoffnung und Liebe gewirkt".

Datum: 15.07.2002
Quelle: idea Deutschland

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