Vor einem Jahr wurde Zürichs Bahnhofkirche eingeweiht

Die Bahnhofkirche im Hauptbahnhof Zürich

Zürich. Über 300 Menschen suchen täglich in Zürichs Hauptbahnhof die vor einem Jahr eingeweihte Bahnhofkirche auf. In einem Jahr hätten so über 100.000 Besucherinnen und Besucher diesen "Raum der Stille" aufgesucht, schreiben die Bahnhofseelsorger Roman Angst und Toni Zimmermann in ihrem ersten Jahresbericht: "Die Bahnhofkirche ist mittlerweile für viele zu einem Kraftort geworden". In den Seelsorgegesprächen hätten sie ein "überraschend grosses Vertrauen und Zutrauen in die christlichen Grundwerte" festgestellt.

Das erste Betriebsjahr der Bahnhofkirche im Mittelpunkt des Stadtzürcher Lebens habe deutlich gezeigt, dass Menschen heute vermehrt nach "Zeiten des Innehaltens und der Orientierung" Ausschau hielten, weil die Gegenwart "wenig Raum für die Seele" schenke, meinen die beiden Bahnhofseelsorger. Viele Menschen fühlten sich deshalb in ihrer Welterfahrung heute stark verunsichert.

Stille und Gespräche

Weil der unüberschaubare Strom des täglichen Geschehens und die oft als widersprüchlich erlebte Informationsflut immer mehr zu Hektik und Überforderung führten, suchten heute viele Menschen in dieser Situation "Halt und Orientierung", schreiben Roman Angst und Toni Zimmermann. Diesem Bedürfnis komme die Bahnhofkirche mit ihren Angeboten zentral entgegen: Die Kapelle ist ein schlichter und für alle Religionen offener "Raum der Stille"; die Seelsorge bietet Raum für das persönliche Gespräch. - Eröffnet wurde die Bahnhofkirche unter dem Motto "Der Seele Raum geben... und weitergehen".

Christliche Werte für viele wichtig

Ein ihres Erachtens "überraschend grosses Vertrauen und Zutrauen in die christlichen Grundwerte" haben die beiden Bahnhofseelsorger in den persönlichen Gesprächen festgestellt. Zwar komme teilweise Unverständnis "für gewisse Strukturen und kirchliche Verlautbarungen" zum Ausdruck, doch die christliche Werte seien heute für viele "ein entscheidend wichtiger Halt und Orientierungspunkt in ihrem Leben".

Überraschend viele Männer

Im ersten Jahr wurden in der Bahnhofkirche Seelsorgegespräche mit insgesamt 553 Personen geführt. Die häufigsten Gesprächsthemen waren Glaube (78 Gespräche), Krisen (66), Partnerschaftsprobleme (63) und Arbeit (57). Das Publikum der Bahnhofkirche ist altersmässig deutlich gemischt. Was aber auffalle, seien die vielen Männer unter den Besuchern der Kapelle, die etwa 40 Prozent der Besucher ausmachten, stellen die Seelsorger etwas überrascht fest. Für viele sei die Bahnhofkapelle zum Ort geworden, "wo sie den Mut finden, auch ausserhalb der eigenen Wände zu beten".

Die Bahnhofkirche wird gemeinsam von der reformierten und der römisch-katholischen Kirche im Kanton Zürich sowie deren Stadtverbänden getragen.

Hinweis: Auf Internet unter www.bahnhofkirche.ch finden sich unter anderem die täglich abgehaltenen "Weg-Worte", die den Besuchern der Kapelle spirituelle Tages-Impulse mit auf den Weg geben wollen.

Datum: 06.06.2002
Quelle: Kipa

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