Verband Christlicher Motorradfahrer: "Geist-Reich auf zwei Rädern"

Niedergründau. 2500 Motorradfahrer starteten in Niedergründau beim 21. „Anlassen“ in die Saison. Mit 10000 Bikern hatte der Verband Christlicher Motorradfahrer gerechnet. Das Regenwetter machte jedoch einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Veranstaltung, die mit einem Motorrad-Gottesdienst in der Bergkirche begann, der vom ZDF live übertragen wurde, stand unter dem Motto „Geist-Reich auf zwei Rädern“.

Das Rotlicht blinkte, die Übertragung begann. Motorradpfarrer Rupi Müller-Schiemann fuhr mit seiner Maschine vor den Altar, wo die Helme aufgereiht waren. Die Menschen klatschten lange Beifall. Die Rockband „MUT“ spielte Titel wie „Born to be wild“ und „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen. Es war eben kein gewöhnlicher Gottesdienst.

Pfarrer Müller-Schiemann versteht es immer wieder, mit markanten Texten, lockeren Sprüchen, aber auch nachdenklichen Passagen die Biker zum vorsichtigen Fahren zu bewegen: „Das Lebensmotto der Bibel lautet: Wer Gott liebt, bei dem führt alles zum Guten. Also, Gott lieben heisst das Leben lieben. Da ist es egal, ob wir auf dem Esel in der Antike oder auf dem 100-PS-Drahtesel im 21. Jahrhundert unterwegs sind“. Wer spüre, dass er ein Ziel hat, der fahre auch dementsprechend.

„Und dennoch verhakeln sich die Menschen auf den Strassen immer wieder zu Kriegen gegen dieses Leben. 50000 Tote in Europa pro Jahr sind zu viele“, sagte er. Dann ein bewegender Augenblick. Pfarrer Müller-Schiemann geht zu einer „Bikermutter“: Sie erzählt von ihrem verunglückten Sohn und hat Tränen in den Augen. Andere Gottesdienstbesucher auch. „Mein jüngster Sohn lag nach einem Motorradunfall am Strassenrand. Seine verzweifelten Hilferufe wurden überhört. Erst fünf Stunden später holte ein Biker Hilfe. Wir sind heute glücklich, denn er feierte so seinen zweiten Geburtstag“, erzählte die Mutter.

Mit fetziger Musik und einer Stimmung wie auf einem Rockkonzert ging es weiter. Und als das Fernsehen die Liveübertragung beendete, trat ein ZDF-Mitarbeiter vor den Altar: „Das war eine tolle Erfahrung für uns. Dieser Gottesdienst fand grossen Anklang. Wir hatten schon mehrere Anrufe in Mainz. Sie waren einfach unglaublich gut“.

Gut ist auch die Idee, die Kollekte für die Notfallseelsorge des Main-Kinzig-Kreises zu verwenden. Nach dem Gottesdienst begleitete die Kat-Staffel der Polizei die 2500 Biker auf ihrem Korso durch die Gemeinde Gründau zur ADAC-Trainingsanlage nach Hain-Gründau. Dort fand noch ein sechsstündiges Programm mit Musik und Sicherheitshinweisen statt. Am 20. Oktober endet dann die Motorradsaison am Rebstockgelände in Frankfurt mit einer Gedenkfahrt.

Datum: 21.05.2002
Quelle: ZDF Online

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