Spiritualität statt Gewalt

Prof. DDr. Paul Zulehner

Wien. Das Anwachsen und Ausbrechen von destruktiver Gewalt unter jungen Menschen könne nur durch eine neue spirituelle Kompetenz verhindert werden. Das betonte der Pastoraltheologe Paul Zulehner bei einem Hearing zu "Jugend und Gewalt" in Wien.

"Ohne das Wiedergewinnen spiritueller Kompetenz wird die Welt nicht genesen", so Zulehner wörtlich. Derzeit herrsche ein "massiver Leistungswahn mit hysterischer Abstiegsangst": "Da alle anderen Götzen abgedankt haben, bleibt als letzter der 'Gott des Geldes'. Wer ihm nicht dienen will, muss sehen, wo er bleibt".

Lebenssinn zu entfalten sei vor allem die Aufgabe der Schule, doch scheine diese für die Ausbildung von moralischer, sozialer und kommunikativer Kompetenz wenig geeignet zu sein. Auch die Familien seien derart überlastet, dass die Eltern gerade für die gefährdeten Kinder immer weniger kommunikative Energie übrig hätten.

So wachse die Wahrscheinlichkeit, dass immer mehr junge Menschen von diesen Sinn-Instanzen nicht hinreichend und auch nicht in geeigneter Weise kompetent unterstützt werden. Zulehner: "Gerade aus diesem meist männlichen Personenkreis kommen die neuen Gewalttäter unter den Jugendlichen".

Zur Entfaltung eines belastbaren Lebenssinnes brauche es "spirituelle Hebammen" und spirituelle Orte, wobei Zulehner überzeugt ist, dass Familien und Schulen solche "Sinnbiotope" werden könnten. Zusätzlich gebe es spirituelle Gemeinschaften, die in diesem Bereich hilfreich sind. "Dabei wächst dem einzelnen Menschen in Gemeinschaft ein Sinn zu, der auch in letzter Einsamkeit belastbar ist und trägt", so Zulehner wörtlich.

Datum: 16.05.2002
Quelle: Kipa

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