Damit es funktioniert

Neue Verbreitungskanäle für das Evangelium

Aufgrund neuer technischer Möglichkeiten verändert sich das Internet ständig. – Matthias Bachmann, Leiter Internet bei den Reformierten Medien, über die Chancen, die sich daraus ergeben.
Keine Angst, das Falsche zu sagen: Jugendliche äussern im Internet unverblümt, was sie denken.
Matthias Bachmann, Theologe, Leiter Internet bei den Reformierten Medien.
Siegfried Nüesch.

Als vor 10 Jahren die Webseite Livenet.ch online ging, platzte gerade die erste Internet-Blase. Zahllose Firmen gingen bankrott. Das Internet hingegen erholte sich prächtig, und 10 Jahre später lässt es erneut die Phantasien überschiessen. Anlass sind dieses Mal weniger ökonomische Renditephantasien und auch nicht die rasanten technischen Entwicklungen, die es zum allzeit verfügbaren Datenpool gemacht haben. Aufregung geht heute vor allem vom Stichwort Social Media aus. In Form sozialer Netzwerk wie Facebook soll das Internet nicht einfach neben Fernseher, Mikrowelle und Meerschweinchen stehen. Nun soll es unser ganzes Gemeinschaftsleben umkrempeln und auf webbasierte Plattformen verfrachten.

Fundamentale Veränderung?

Die Frage drängt sich auf: Erleben wir zurzeit eine zweite Internet-Blase? Wird, wie der deutsche Zukunftsforscher Matthias Horx behauptet, «von Facebook in fünf bis sechs Jahren kein Mensch mehr reden»? Oder verändern Social Media unser Leben wirklich fundamental?

Untersuchungen legen eine unaufgeregte Deutung nahe. So zeigen Befragungen von Jugendlichen, dass über 75 Prozent ihrer Facebook-Freunde auch ihre wirklichen Freunde und Bekannten sind. Facebook ist keine Pa-rallelgesellschaft. Es ist eine sehr praktische Erweiterung der bisherigen Möglichkeiten, mit Freunden abzumachen, mit ihnen zu quatschen, ein Game zu spielen oder die Fotos der letzten Party zu bestaunen. Alles Dinge, die man sonst auch machen würde, allerdings nicht so gemütlich in der Unterhose vom Bett aus.

Die Welt wird also vermutlich auch dieses Mal die alte bleiben. Ganz ohne Auswirkungen sind Facebook und Co. dennoch nicht, und diese Auswirkungen sind auch für die Kirchen von Interesse.
Exhibitionismus. Zunächst: Immerhin 25 Prozent ihrer Facebook-Freunde kennen die Jugendlichen nicht aus eigener Anschauung. Hier werden unverbindliche, nach eigenem Gutdünken verfügbare Beziehungen gefördert. Erfreulicher ist eine zweite Konsequenz, obwohl sie zunächst eher abschreckend wirkt: Die sozialen Medien forcieren den

Exhibitionismus

Selten geht es dabei um physisches Sich-Zurschaustellen, in der Regel zeigt man einfach Hobbys, Lieblingsbands und Partyfotos, die die Eltern besser nicht sehen. Und wohlgemerkt, diese Jugendlichen wissen, was sie tun. Sie wissen, dass alles, was sie via Web von sich preisgeben, bei der Schulpflege, beim späteren Arbeitsgeber und bei der Marketingfirma landen kann.

Anregende Gespräche

Aber das kümmert sie nicht. Sie haben nichts zu verbergen, und damit werden sie zu interessanten Partnern. Die Evangelische Kirche in Deutschland versucht auf evangelisch.de, ihre Hemmungslosigkeit produktiv zu machen. Das Portal bietet Blogs, Chats und anderes für den Austausch zu Lebensfragen (die Fragen müssen nicht ausdrücklich religiös sein). Glauben ist hier nichts, was einem ein bisschen peinlich ist. Er ist auch nichts, was einem Angst macht, etwas Falsches zu sagen. Die Jugendlichen sagen, was sie denken, und schauen dann, was damit passiert. Wenn die Kirche soviel Undogmatik aushält, kann sie sich auf anregende Gespräche freuen.

Authentischer Auftritt

Umgekehrt erlauben Social Media auch den Kirchen selber, etwas unförmlicher, fast möchte man sagen: authentischer aufzutreten. Wie das geht, zeigt der Einsiedler Abt Martin Werlen: Mit erheblichem Erfolg – Werlen hat über 1000 Follower – schickt er seine ungeschützten Kurznachrichten in hoher Frequenz über den News-Dienst Twitter. – Das Evangelium war nie wählerisch, wenn es um neue Verbreitungskanäle ging, und es war sich nie zu schade, den Leuten aufs Maul zu schauen. Aber wem sag ich das! Also nur noch dies: Herzliche Gratulation, Livenet und Jesus.ch, und weiter so!

www.ref.ch


«Livenet gehörte zu den ersten, die eine Vision für die Ausbreitung der guten Nachricht von Jesus im Internet hatten. Mit Professionalität, grossem Engagement und in aller Klarheit verfolgt Livenet auch heute dieses Ziel. Mein Wunsch ist, dass dadurch noch viele Leute erreicht werden und zu einer Beziehung mit Gott finden.»

Siegfried Nüesch, Vorsitzender der FEG Schweiz und Präsident der Stiftung christliches Fernsehen



Datum: 07.09.2010
Quelle: jesus.ch-Print

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