Babyfenster rehabilitiert

Neue Töne nach vielen Anfeindungen

Die von der Schweizerischen Hilfe für Mutter und Kind eingerichteten Babyfenster hatten jahrelang eine schlechte Presse. Nach dem 18. geretteten Kind schlägt die Sonntagspresse eine neue Seite auf.
Babyfenster
Dominik Müggler

Einer der Hauptgründe für den Stimmungswandel scheint zu sein, dass nicht nur 18 Kinder beim Babyfenster abgegeben worden sind, sondern dass diese respektable Zahl von Babys ohne diese Einrichtung womöglich nicht überlebt hätte. Ausserdem ist jetzt bekannt geworden, dass mehr als jede zweite Mutter, die ein Kind ins Babyfenster gelegt hat, sich später zurückmeldet. Sie will wissen, wie es ihrem Kind jetzt geht, wie die Schweiz am Sonntag vom 14. August berichtet.

Positive Erfahrungen

Dass die Babyfenster-Kinder später nichts über ihre Herkunft wissen, war ein Hauptgrund für die Kritik an dieser Einrichtung. Das mangelnde Wissen um die Herkunft scheint bei einigen Kritikern schwerer zu wiegen als die Tatsache, dass ein Teil der Kinder ohne das Babyfenster wohl gar nicht überlebt hätte. Laut Dominik Müggler von der Schweizerischen Hilfe für Mutter und Kind (SHMK) ist es Müttern, die sich zurückmelden, auch wichtig, dass ihr Kind um seine Herkunft weiss. Und sie wollen es einfach mal in den Arm nehmen, bevor sie es zur Adoption freigeben. Nur ein Elternpaar hat bis jetzt sein Kind zurückverlangt.

Statistik spricht für Babyfenster

Eine weitere Kritik am Babyfenster lautet, dass dessen «Erfinder» Dominik Müggler ein Abtreibungsgegner sei. Damit landet er bei etlichen gesellschaftspolitisch Engagierten bereits in der Obskurantenkiste. Nun hat sich aber gezeigt, dass die Zahl der Kindstötungen und -Aussetzungen effektiv zurückgegangen ist. Das legitimiert mehr und mehr die lange als umstritten gegoltene Einrichtung.

Vertrauliche Geburt dringend einführen

Die Zürcher Rechtsprofessorin Andrea Büchler verlangte kürzlich wieder die Einrichtung der «vertraulichen Geburt», die dem Kind das Wissen um seine Herkunft sichern soll. Aber die vertrauliche Geburt, die es im übrigen in der Praxis in einigen Schweizer Spitälern schon geben soll und in Deutschland offiziell eingeführt ist, wird Müttern, die zur Zeit der Geburt in der Anonymität bleiben wollen, nicht gerecht. Dominik Müggler lehnt sie auch nicht ab, sondern begrüsst sie als Alternative.

Wer nicht leben darf ...

Zu hoffen bleibt jetzt, dass die Akzeptanz für das Babyfenster als Alternative für Mütter, welche ganz oder zum Zeitpunkt der Geburt anonym bleiben wollen – aus welchem Grund auch immer – wächst und dass es die nötige Anerkennung erhält. Diese lebensrettende Einrichtung soll nicht gegen die anonyme Geburt ausgespielt werden. Sie sollte dringend auch in der Schweiz eingeführt werden. Inzwischen soll jedes Baby, auch wenn seine Mutter in einer schwierigen Lage ist, leben dürfen. Das Recht auf Leben ist immer noch wichtiger als das Wissen um die eigene Herkunft, auch wenn dieses Wissen in der UN-Kinderrechtskonvention verankert ist. Wer nicht leben darf, dem nützen alle Rechte nichts!

Zur Webseite:
Schweizerische Hilfe für Mutter und Kind (SHMK)
Babyfenster in der Schweiz 

Datum: 15.08.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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