Wildwuchs im Netz

Christen machen einen Unterschied durch Fairness und Anstand

Ob sie ganz links oder rechts politisieren, spielt keine Rolle. Politiker/innen, die in sozialen Netzwerken präsent sind, müssen sich auf vieles gefasst machen. Schmähungen und Beschimpfungen aus der untersten Schublade häufen sich. Christen könnten hier positiv auffallen.
Nathalie Rickli und Cédric Wermut und andere Politiker sind harter Kritik auf Facebook und Twitter ausgesetzt.

Die Zürcher SVP-Nationalrätin Natalie Rickli hat beinahe 20'000 «Freunde» auf Facebook, der Aargauer SP-Nationalrat Cécric Wermuth fast 10'000. Und gut 28'000 über Twitter. Aber mit ihren Posts und Tweets provozieren sie auch Reaktionen. «Die Hemmschwelle ist klar gesunken. Viele posten rassistische Kommentare mit vollem Namen», sagte zum Beispiel Juso-Präsident Fabian Molina der Schweiz am Sonntag. Und Natalie Rickli muss mit Verunglimpfungen aus der untersten sexistischen Schulblade leben. Pikant: Diese Kommentatoren wähnen sich vermutlich in einer relativen Anonymität, hinterlassen aber ihre wüsten Spuren im weltweiten Netz und können sie kaum mehr tilgen. Und: Viele ihrer Kommentare sind strafbar.

Etwas bleibt hängen

Die Politiker mimen zwar Gelassenheit und meinen, damit müsse man leben können. Dennoch meint der Politikberater Mark Balsiger dazu, die Macht des Mobs wirke im Unterbewusstsein: «Jede fiese Facebook-Nachricht, jeder bösartige Tweet hinterlässt Spuren. Sich vor dem zu schützen, ist auch für Profipolitiker enorm schwierig.» Als Folge davon überlegten es sich Politiker zweimal, ob sie eine Kampagne über Facebook anreissen oder einen Tweet zu einer Kontroverse absetzen.

Balsiger glaubt nicht, dass man sich mit der Zeit an die Anfeindungen gewöhnt. Im Gegenteil: «Politiker werden mit jedem Angriff dünnhäutiger.» Die Angst vor einem Shitstorm sei mit ein Grund, warum sich einzelne Politiker nach wie vor den sozialen Medien verweigern, sagte Balsiger, der Schweiz am Sonntag.

Harte Kritik ist erlaubt, wenn sie fair daher kommt

Auch Politiker in christlichen Parteien müssen sich wärmer anziehen als vor einer Generation. Da ist zum Beispiel der Leserbrief in einer christlichen Zeitschrift, der einem gestandenen EVP-Politiker vorwirft, mit seiner Politik die Schweiz in den wirtschaftlichen Abgrund zu ziehen. Einer evangelischen Nationalrätin wird im gleichen Heft vorgeworfen, nur mit Rücksicht auf die Wählerstimmen eine Veranstaltung nicht zu unterstützen. Umgekehrt geht ein SVP-Politiker, der den Marsch fürs Läbe organisiert und eher als Hardliner bekannt ist, äusserst sachlich mit der Kritik an der Veranstaltung um.

Die andere Perspektive der Christen

Wer wägt schon jedes Wort ab, das er im privaten Kreis über seine (scheinbaren) Gegner sagt?! Was öffentlich gesagt wird, muss aber höheren Ansprüchen genügen. Gerade für Christen sind sie ein Massstab für ihre Glaubwürdigkeit. Ein «Zeugnis» kann auch aus Worten bestehen, die nicht direkt etwas mit dem Glauben zu tun haben, aber dennoch Ausdruck davon sind. Und Christen wissen ja eh schon, dass sie einst für alle ihre Taten und Worte zur Verantwortung gezogen werden. Sie werden darum auch mithelfen, Gegensteuer zur rau gewordenen Diskussionskultur in den Medien und an gewissen Parteiveranstaltungen zu geben.

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Datum: 24.08.2015
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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