Gedanken zur Flutkatastrophe

Dresden, Foto: Flutkatastrophe Deutschland

In den letzten Jahren blühten die Haselnusssträucher bereits im Januar. Eisblumen an den Fensterscheiben dagegen hat es schon lange nicht mehr gegeben. Solche kleinen Beobachtungen beunruhigen mich. Kommt der Rhythmus der Jahreszeiten aus dem Tritt? Sind die schneearmen Winter und die heissen Sommer mit den tropischen Gewittern die ersten spürbaren Anzeichen dafür, dass unser Klima sich verändert? Das Klima, dieser grosse weite Rahmen des Naturgeschehens, der unsere Lebensbedingungen bestimmt, wird unberechenbar. Fast war der Sturm „Lothar“ schon vergessen, da kam die Flut – nicht etwa im Frühling, sondern mitten im Sommer.

Wissenschaftler mahnen schon länger: Der Mensch nimmt messbar Einfluss auf das Klima-Geschehen. Die Ursache liegt vor allem in unserem Umgang mit Energie. Auf der Suche nach einem Leben mit immer mehr Komfort und im Streben nach kurzfristigem Gewinn greift man tief in Naturzusammenhänge ein und erlebt immer öfter, dass die Natur dadurch aus dem Tritt kommt.

Muss es erst richtig weh tun, ehe wir begreifen, was wir da anrichten, und unser Leben ändern? Wollen wir uns weiterhin so selbstverständlich darauf verlassen, dass wir schon „Schwein haben“ werden? Als Martin Luther vor 500 Jahren darüber nachgedachte, was ein Mensch als „tägliches Brot“ braucht, um „gut leben“ zu können, nannte er neben Essen und Trinken, einem dichten Dach über dem Kopf und angenehmen Nachbarn auch „gut Wetter“. – Da steckt die Einsicht drin, dass wir abhängig sind und bleiben, abhängig von einer kleinen Anzahl Rahmenbedingungen für das Leben. Und die machen wir meistens nicht selber. Die sind uns gegeben. Aber ob wir sie erhalten oder fahrlässig damit umgehen, das ist dann unsere eigene Entscheidung.

In der Bibel steht der erstaunliche Satz: „Der Herr hat seinen Thron über der Flut.“ Diese Aussage wiederspiegelt die uralte Erfahrung von der bedrohenden Gewalt des Wassers, wirft aber auch die Frage auf, warum wir in Mitteleuropa so etwas erleben müssen.

Datum: 21.08.2002
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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