Unruhen in Nigeria – Friedensarbeit muss weitergehen


Nach den Lokalwahlen von vergangenem Donnerstag kam es in der nigerianischen Stadt Jos zu blutigen Unruhen mit schätzungsweise mehreren hundert Toten. Häuser und Kirchen sowie Moscheen gingen in Flammen auf. Die Kirche der Geschwister (EYN), welche als Partnerorganisation von mission 21 in Nordnigeria Friedensarbeit leistet, hat soweit bekannt keine Toten zu beklagen. Ökumenische Mitarbeitende von mission 21, die sich zum Zeitpunkt der Unruhen in Jos befanden, wurden am Sonntag nach Abuja evakuiert.

Noch ist nicht klar, wer genau hinter diesen neuen Unruhen steckt. Jedoch war der „middle belt“ in Nigeria in den vergangenen Jahren wiederholt Schauplatz von Konflikten zwischen aus dem Norden zuwandernden, muslimischen Hausa und den hier ansässigen Bergvölkern und Christen, welche anderen Ethnien angehören. Ursache der Konflikte sind in der Regel Machtfragen sowie der Streit um die zunehmend knappen Bodenressourcen, welche zu sozialen Spannungen führen. Diese werden wiederholt für politische Partikularinteressen instrumentalisiert. Zuletzt kam es in Jos im Jahr 2001 zu Unruhen, bei denen vermutlich bis zu 1’000 Menschen ums Leben kamen.

Dialog ist mehr denn je nötig

Obwohl die Situation zur Zeit noch sehr unübersichtlich ist und die momentane Ausgangssperre die Menschen in ihren Häusern hält, versucht der Koordinator der Friedensarbeit der EYN, Pfarrer Toma, trotz überlastetem Mobilfunknetz bereits erste Treffen mit Vertretern des christlichen Kirchenbundes Nordnigerias (TEKAN) und den Muslimgemeinschaften zu organisieren.

Es gehe darum, so Toma, die Bevölkerung zur Ruhe aufzurufen, aber auch konkrete Hilfe zu ermöglichen. „Viele Menschen haben Hab und Gut verloren, und die Versorgung mit Nahrungsmitteln ist unterbrochen“. Die im Rahmen der Friedensarbeit in der Vergangenheit entstandenen vertrauensvollen Beziehungen zwischen Vertretern der verschiedenen Religionsgemeinschaften werden zudem als Basis dienen, gemeinsam die Ursachen der Unruhen zu analysieren, Trauma-Arbeit zu leisten und gemeinsam mit den politisch Verantwortlichen nach Wegen zu suchen, zukünftigen Konflikten besser vorzubeugen.

Friedensprojekte der Kirche der Geschwister (EYN)

mission 21 unterstützt seit rund zehn Jahren die Friedensarbeit der EYN. Dazu gehört der Aufbau von tragfähigen Beziehungen zu Führern der muslimischen Religionsgemeinschaft, Seminare für Pfarrerinnen und Pfarrer sowie Kurse für Kirchgemeinden zu Themen wie Gewaltprävention und friedlichen Konfliktlösungsstrategien. Der Konflikt in Jos zeigt auf, dass die Erfahrungen der EYN in Sachen Konfliktprävention und Vermittlung mehr denn je gefragt sind.

Datum: 04.12.2008
Quelle: mission 21

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