Die andere Seite der Medaille

Verletzung der Menschenrechte, die Schattenseite von Olympia

Die Olympischen Spiele wurden ursprünglich als Beitrag zum Frieden ausgeführt. Doch dieses Jahr in Rio de Janeiro zeigt sich die Schattenseite: Menschenrechte werden mit Füssen getreten. Kirchenvertreter und katholische Organisationen fordern gemeinsam: Olympia soll die Menschenrechte ebenso achten wie die sportliche Fairness.
Friedliches Bild der Olympischen Spiele – die Wahrheit sieht anders aus

Äusserst drastisch schilderte zuletzt der Erzbischof des brasilianischen Porto Velho, Roque Paloschi, die Zustände in seinem Land. In ganz Brasilien herrsche vor Olympia ein regelrechter «Krieg, der die Auslöschung der Armen und auch der Jugend bewirken soll». Paloschi ist der Nachfolger von Erwin Kräutler als Präsident des brasilianischen Indianermissionsrates CIMI. Rund um die kommenden Olympischen Spiele in Rio de Janeiro würden Bewohner gewaltsam aus ihren Häusern vertrieben, Steuergelder verbrannt und arme Menschen noch schlimmer benachteiligt als bisher.

Ablenkung wie im alten Rom

Für den aus Österreich stammenden Erwin Kräutler sind sportliche Grossereignisse wie die Fussball-WM 2014 und Olympia 2016 eine Fortsetzung von «Panem et Circenses» (Brot und Spiele), mit denen schon im alten Rom die Bevölkerung «politisch mundtot» gemacht werden sollte. Die genannten Events sollen nach den Worten des Bischofs «von der Krise ablenken, in der Brasilien steckt».

Themen wie politische Korruption, Zika-Virus und Politikverdrossenheit haben nach den Worten des Bischofs das Grossevent Olympia überlagert. Laut Kräutler haben Medien und Justiz ihre politische Unabhängigkeit aufgegeben, Politiker aller Parteien seien in Korruptionsskandale verstrickt.

Einsatz für Menschenrechte

Der NGO-Verband «Nosso Jogo» – portugiesisch für: «unser Spiel» – betreibt in Österreich über die Zustände in Brasilien Aufklärungsarbeit. Der Verband wird erst seit kurzem wahrgenommen, «seit die ersten Artikel über Probleme in Brasilien erschienen sind», wie Ute Mayrhofer von der bei «Nosso Jogo» federführenden Dreikönigsaktion der Katholischen Jungschar gegenüber «Kathpress» erklärte. Man müsse genau auf das Umfeld der Spiele schauen, denn «niemand soll leiden, wenn es Gross-Sportereignisse gibt».

Sport «auf dem Rücken der Ärmsten»

Deshalb richteten Dreikönigsaktion und andere Organisationen ihren Appell an das Internationale Olympische Komitee (IOC). «Menschenrechte müssen bei Vergabe, Vorbereitung und Durchführung von Olympischen Spielen gelten. Es ist nicht zu tolerieren, dass Sportevents auf dem Rücken der Ärmsten ausgerichtet werden.» Das in der «Agenda 2020» schon gegebene Bekenntnis zu Menschenrechten müsse das IOC endlich umsetzen und Druck auf lokale Behörden für den Stopp von Menschenrechtsverletzungen ausüben. Denn kein Mensch dürfe unter Olympia leiden, so Mayrhofer.

Um Breitenwirkung zu erzielen, startete «Nosso Jogo» in Österreich bereits im Frühjahr einen Veranstaltungsreigen sowie die Petition «Menschenrechte sind olympisch«, die bislang von 2500 Personen unterzeichnet wurde.

Einsatz gegen die Schattenseite

Mit seiner Kritik ist «Nosso Jogo» nicht alleine: In Deutschland etwa startete das Aktionsbündnis «Rio bewegt. Uns» ähnliche Bewusstseins-Kampagnen, an denen sich neben «Adveniat» und «Misereor» auch der Deutsche Olympische Sportbund beteiligte. Durch Mitwirken anderer NGOs wie Amnesty International, Terre des Hommes International sowie dem Olympia-Volkskomitee in Rio gelang es Ende Juni, das Thema auch in Genf beim Menschenrechtsrat der UNO zur Sprache zu bringen. Vorläufiges Ergebnis war ein Gespräch mit IOC-Entwicklungsdirektor Philip French am 29. Juni.

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Datum: 04.08.2016
Quelle: kath.ch

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