21. Dezember: Zwischen Schweinen Schwein gehabt

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In der Adventszeit lässt diese Homepage verschiedene Zeitzeugen rund um die Botschaft von Weihnachten zu Wort kommen. Heute öffnen wir die einundzwanzigste Türe unseres Adventskalenders.

Adventskalender extra: Das Bild des Tages

«Ja, ich gebe es zu. Ich bin nicht sonderlich appetitlich. Die eine Seite von mir ist sogar etwas angefault. Das passiert bei uns Tomaten manchmal. Aber wir können nichts dafür. Ehrlich. Ich will jetzt nicht einfach pauschal* euch Menschen die Schuld in die Schuhe schieben. Manchmal vergesst ihr uns halt einfach ein wenig, und dann werden wir überreif. Meistens ist es ein natürlicher Prozess. Manchmal werden wir deshalb aber auch sauer, und dann geht es etwas schneller...

Igitt

Ich selber wurde jüngst also leicht faul, landete in einem übel riechenden Eimer und dann in einem Schweinetrog. Nun sehe ich, wie überall Schweine ihre Schnauzen in den Trog hineinstecken. Igitt. Die schlabbern und schmatzen. So stellt man sich den entscheidenden Karrieresprung als Tomate nicht gerade vor. Und dann sehe ich plötzlich einen Mann, der auch zum Trog kommt. Und: Er beginnt zögerlich und angewidert ein paar Früchte- und Gemüseteile aus dem Trog zu nehmen, die ihm noch halbwegs gut erscheinen. Und ich fasse es nicht und traue meinen Augen erst recht nicht: Er beginnt sie tatsächlich zu essen. Das muss ja ein heruntergekommener Typ sein. Isst mit den Schweinen. Ich bin ganz erstarrt. Nach einer Weile löst sich das dann wieder.

Das war knapp

Denn das ist meine grosse Chance. Denn mein Berufswunsch war ja, von einem Menschen gegessen zu werden. Nicht von einem Schwein. Darum versuche ich mich jetzt bemerkbar zu machen. «Äh, hallo, hier bin ich.» Es nützt nichts. Jetzt weiss ich auch warum. Meine verfaulte Seite zeigt nach oben. Ich gebe mir einen Ruck und drehe mich ein wenig. Uiiuiuiuiui. Das war gerade noch rechtzeitig. Ein Sekundenbruchteil später, und ich wäre im Mund eines dieser Schweine gelandet. Dafür liegt meine gute Seite nun oben. «Hallo, siehst du mich denn nicht?» Es dauert lange, viel zu lange. Hat der Typ etwa schon genug? Bloss nicht. Denn dann wäre meine Anstrengung vergebens gewesen. Glauben Sie mir, sich als Tomate von selber zu drehen, kostet ganz schön Kraft. Doch. Jetzt hat er mich gesehen. Er greift nach mir und nimmt mich in seine Hand. Hastig schlingt er mich hinunter.

Täterättä: Das Kalbsfilet kommt

In seinem Magen angelangt, beginne ich zu verstehen. Da sind noch Überreste von einem köstlichen Schweinskotelett. Und wie es in einem Magen so ist, erzählen die Reste von früheren Speisen die Geschichte des Menschen, in dem wir sind. Und so erfahre ich, dass dieser Mann es früher sehr gut hatte. Er hatte einen ganz prächtigen Vater. Aber es wurde ihm zu eng daheim. Er verlangte, dass man ihm sein Erbe ausbezahlt. Der Vater gewährte ihm das, und der junge Mann zog weg. Aber er konnte mit dem Geld nicht umgehen. Er verprasste es mit falschen Freunden. Zuletzt wurde er Schweinehirt. Und musste sogar mit diesen Viechern essen.

Inzwischen ist viel Zeit vergangen. Ich bestehe fast nur noch aus ein paar Tomatenkernen. Da kommt ein herrliches, zerkautes Kalbsfilet in den Magen. Wir sind erstaunt. Die letzten kläglichen Speisebrocken berichteten davon, dass der Mann unterwegs ist. Das Filet erzählt nun, er sei wieder nach Hause gegangen, und statt dass es tüchtig etwas hinter die Ohren gegeben hätte, nahm ihn der Vater in die Arme, weinte und war sehr froh, ihn wieder daheim zu haben. Der Mann wollte sich bei seinem Vater als Knecht anstellen lassen, weil die es besser hatten als er selber bei den Schweinen, erklärte das Kalbsfilet, das eigentlich ’mal ein prächtiger Stier werden wollte. Aber der Vater hatte jenen Typen als seinen Sohn akzeptiert, und dann wurde aus dem Kalb eben kein Stier, sondern ein Steak. In seinem Magen feierten auch wir etwas mit. Wir hüpften aber nicht zu stark, denn sonst hätte es ihm diesen Magen noch gedreht.»

Tomaten-Infos:

- Die Geschichte vom Verlorenen (bzw. wieder gefundenen) Sohn erzählte Jesus als Gleichnis.
- Er erklärte damit, dass Gott sich über jeden Menschen freut, der sich an ihn wendet, auch in einer ganz verfahrenen Situation. Dann wenn die ihm eingesteht, will er einen aufnehmen und feiern.
- Die ganze Geschichte steht in Lukas 15,11-32.

* Noch einmal die Tomate: «Sie stauen über meinen Wortschatz, nicht wahr?»**
** Die Tomate selber würde ebenfalls staunen – wenn sie wüsste, was man heute so alles aus ihr macht...

Morgen öffnet sich die nächste Tür des Adventskalenders.

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Datum: 21.12.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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