Adventskalender extra: Das Bild des Tages Ich liege hier schon lange. Das ist mein Job. Ich liege und genau dadurch bin ich ein nützlicher Diener des Menschen und anderer Lebewesen. Das klingt komisch? Ist aber so. Ich bin der Weg, der zu jenem Stall führt, den der Esel gestern so schön beschrieben hat. Ja, ja, den Stall hat er beschrieben und mich nicht. Kein Wunder, schliesslich ist er ja ein Esel. Ich habe den ganzen Tag Zeit, die Leute zu beobachten. Auf mir selber gehen nur wenige. Denn ich bin ein schmaler Weg. Ich bin einfach ein Ableger, von dem Hauptweg, der zu den Feldern führt. Eigentlich sind wir schmalen Wege viel wichtiger, als die breiten. Denn auf kleinerer Fläche tragen wir die gleichen Gewichte wie es die breiteren Wege auf mehr Fläche. Wir sind also eine Art Künstler. Und Autobahnen, wie sie der Esel gestern noch erwähnte, sind natürlich völliger Unsinn. Aber über den Esel haben wir uns ja schon unterhalten ... Auf mir ist meist nicht so viel Verkehr. Mein Besitzer hat in dem Stall ein paar nette Tiere, die jeweils gemütlich über mich schreiten. Vermutlich geniessen sie es sehr, auf einem so gut gepflegten Weg spazieren zu gehen. Auch der Esel ging gestern ganz, ganz langsam. Vermutlich hat er jeden Meter ausgekostet. – Doch eigentlich wollte ich ja von den Leuten erzählen, die ich tagtäglich beobachte. In den letzten Tagen ist es besonders interessant geworden. Bisher sind meist einfach die Einheimischen auf dem Hauptweg vor mir durchgelaufen. Mit der Zeit kennt man sie. Lustig ist es manchmal trotzdem. Aber witziger ist, wenn deren Verwandte von weither kommen. Die tragen manchmal ganz sonderbare Kleider und sehen oft auch anders aus. Und zum Teil haben die ganz lustige Tiere. Seit ein paar Tagen ist hier in Bethlehem nun aber irgend ein Multikulti-Fest. Von überall sah ich Leute auf dem Hauptweg vor mir durchlaufen. Leute aus dem Norden und dem Süden, Reiche und Arme, solche in bunten Kleidern und in eintönigen. Und gestern kam ein junger Mann und seine Frau auf dem Esel. Ich begann gerade, mich unwichtig zu fühlen, da alle an mir vorbeigehen und keiner mich benutzt. Mein Besitzer brachte dann aber dieses Paar über mich in den Stall. Unglaublich, die waren bereit, in einem Stall zu wohnen! Das war gestern. So viele Leute in Bethlehem. Da scheint sich etwas Grosses anzubahnen. Eine riesige Aufregung, wie ich sie noch nie erlebt habe. Und es scheint noch besser zu kommen. In der Ferne sehe ich ganz komische grosse Viecher, auf denen sitzen ganz schäg angezogene Leute mit anderen Hautfarben. Die Tiere bewegen sich unbeschreiblich sonderbar ... Ich glaube, es gibt nichts Spannenderes als hier zu liegen. Eigentlich war ich gerade fertig mit erzählen. Aber gerade hörte ich ein leises Schreien im Stall. Gestern waren die Frau und der Mann ja hier angekommen. Die Frau war um den Bauch herum etwas dick. Und als ich sie vorhin in der Tür sah, war sie auch dort schlank. Und das Schreien? Nein, das war nicht der Esel und auch kein anderes Tier. Und es war auch keiner der Erwachsenen. Es war ein kleines Menschchen. Sie stand kurz in der Tür und hielt es in den Armen. Es sah gerade noch die untergehende Sonne. Dann trug die Frau es in den Stall zurück. - Was der Weg nicht weiss: Diese untergehende Sonne hatte der Daddy dieses kleinen Menschchens gemacht. Morgen öffnet sich die achte Tür des Adventskalenders: Die Weisen kommen: Ein Kamel berichtet Adventskalender extra: Das Bild des Tages Alle Advent-Storys: www.advent.livenet.ch Adventskalender per E-Mail:Ein Künstler
Etwas spitzt sich zu
Dann hörte ich ein leises Schreien
Weg-Infos:
- Er ist der erste Weg, über den der soeben geborene König des Universums getragen wird.
- Er wird bald Zeuge eines Engelchores, die den Hirten in der Umgebung ein Ständchen halten.
- Der Weg fühlt sich plötzlich unnütz. Gott dagegen setzt genau auf ihn. Mit uns Menschen verfährt er nicht anders.
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Datum: 07.12.2005
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch