Humor gehört zum Mensch

lachen

Gott «lachte». Wer es schwarz auf weiss haben will, dass Gott manchmal lacht, der lese Psalm 2, Vers 4. Dort steht, dass Gott lacht. In Buch Zefania Kapitel 3 steht, dass sich Gott mit Jauchzen, Tanzen und Jubeln über sein Volk freut. Und im berühmten Kapitel 3 des Predigerbuchs im Alten Testament wird ausdrücklich vermerkt, dass sowohl Lachen als auch Weinen seine Zeit hat. Herzhafter ist die Aufforderung von Paulus im 1. Thessalonicherbrief (Kap. 5, Vers 10): «Seid allezeit fröhlich!» Eine innere, von Gott geschenkte Fröhlichkeit ist gemeint, die selbst dann andauert, wenn uns die äusseren Umstände nicht zum Lachen motivieren.

Humor als Grundeinstellung

Was ist eigentlich Humor? Bestimmt nicht die Angewohnheit, ernste und würdevolle Dinge ins Lächerliche zu ziehen. Humor hat auch nichts mit Albernheit zu tun, also der Neigung, ständig in plattes Gelächter zu verfallen. Humor ist auch von Sarkasmus, also bitterem Hohn und von Zynismus zu unterscheiden, das heisst von der bewussten, verletzenden Herabsetzung anderer in witziger Form.

Humor ist vielmehr eine Grundeinstellung der Freude und Heiterkeit. Daraus erwächst die Fähigkeit, Drolliges zu erkennen und ungekünstelt darüber zu lachen. Zwischen Humor, Fröhlichkeit und Heiterkeit ist keine scharfe Grenzziehung sinnvoll, zumal ja auch lachen, lächeln und schmunzeln eng miteinander verwandt sind.

Es gibt viele Arten von Humor, für die wir sozusagen unterschiedliche Antennen brauchen. Dabei spielt die geschichtliche und kulturelle Prägung des Empfängers eine Rolle.

Nur für Kleingläubige

Witze, die aus falscher, drolliger Anwendung von Wörtern oder Begriffen entstehen - bei kleinen Kindern häufig vorkommend -, kann nur verstehen, wessen Wortschatz und Assoziationsvermögen entsprechend geprägt ist. Sie lassen sich im allgemeinen nicht in andere Sprache übersetzen.

Ein Beispiel: Eine Dame suchte im Gemeindehaus den Gottesdienst-Saal, verirrte sich aber in einen Raum voller Vorschulkinder. Ein Vierjähriger erklärte: «Hier ist für Kleingläubige.» Der Witz liegt im Wort «Kleingläubige» Nur wer die Stelle in der Bibel kennt, versteht diese Situationskomik: „Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“

Kreativer Humor

Eine präzise, erschöpfende Definition von Humor scheint noch niemandem gelungen zu sein, weil dieses Phänomen zu komplex ist. Genauso schwierig ist der Versuch, eine systematische Klassifikation von Witzen aufzustellen. Ein Autor kam auf 36 Arten. Die Behauptung, damit alle denkbaren Formen beschrieben zu haben, würde einen Witz einer 37. Art darstellen. Das Potential ist unerschöpflich.

Kreativer Humor ist die Fähigkeit, Witze oder drollige Geschichten zu erfinden; wie etwa Wilhelm Busch in den Streichen von Max und Moritz. Es mag sein, dass diese Veranlagung relativ selten ist und sich kaum erlernen lässt. Viel weiter verbreitet ist die Fähigkeit, gehörte oder gelesene Witze lachwirksam nachzuerzählen. Die Fähigkeit zu passivem Humor, das heisst sich durch die eine oder andere Art von Humor ansprechen und zum Mitlachen bewegen zu lassen, ist erfreulicherweise fast allen Menschen von Natur aus mitgegeben. Nur wer für sämtliche Arten von Humor unempfänglich ist, der leidet an einem Defizit.

Warum ist Humor so wertvoll? Medizinische Fachleute erklären, dass beim Lachen mindestens 45 Muskeln aktiviert werden, also eine Art Intensiv-Gymnastik mit stark gesundheitsfördernder Wirkung vorliegt. Diese Betrachtungsweise scheint insofern einseitig zu sein, als ja Lachen auf Kommando schwerfällt und wohl kaum viel nützt, wenn es nicht echt ist.

Bei Menschen, die im Beruf lächeln müssen, ist mir, zum Beispiel auf Werbefotos der Modebranche aufgefallen, dass über einem pflichtgemäss lächelnden, leicht geöffneten Mund oft traurige Augen sind. Der Zustand wirkt unecht und verkrampft, und es müssen qualvolle Sekunden vergangen sein, bis die Kamera-Tortur zu Ende war.

Entspannung der Seele

Als eine Gruppe von Parlamentariern fotografiert werden sollte, sagte ich zu ihnen: «Jetzt sehen Sie bitte einmal ganz unbesorgt und fröhlich aus, so als ob Sie die bevorstehende Wahl schon gewonnen hätten.» Sofort brach Gelächter aus, und zwar echtes.

Nein, es geht nicht um Lachen als gymnastische Übung oder Dressurakt, sondern um echten Humor, der von innen kommt. Solcher hat etwas mit unserem emotionalen Haushalt zu tun. Er führt zur Entspannung der Seele. Genauso wie den Stunden aktiver Arbeit solche der Erholung und des Schlafes folgen müssen, damit ein Mensch keinen psychischen und körperlichen Schaden nimmt, braucht auch seine rationale und seine praktische Seite ein Gegengewicht durch aufbauende Emotionen. Die ernsten Seiten des Lebens bedürfen der Ergänzung durch die heiteren, spielerischen und humorvollen. Andernfalls leidet die Seele, und früher oder später erkrankt sie.

Ein humorloser Mensch wird auf Dauer verkrampft, kontaktarm und einsam. Niemand fühlt sich zu ihm hingezogen, und er entwickelt mehr und mehr Konflikte mit seiner Umgebung.

Ich fragte einen Pastor, ob er ein Hobby hätte; denn mir war eine gewisse Verkrampfung bei ihm aufgefallen. Er verneinte meine Frage, ohne ihren Sinn zu verstehen. Seiner Meinung nach war es vorbildlich, von morgens bis abends nur mit ernsten Dingen beschäftigt zu sein. In späteren Jahren steigerten sich seine psychischen Probleme so, dass er schliesslich in zahlreiche Konflikte mit anderen fiel, auch in scharfe Wortwechsel, so dass er eines Tages seine Stelle als Pastor aufgeben musste. So weit kann im Extremfall Humorlosigkeit führen.

Selbstkritik und Selbstwert

Manche Witze behandeln bestimmte, vermeintliche oder echte Schwächen einzelner Menschengruppen. Wer hat nicht schon gelacht über die nicht endenden Witze über die Freigebigkeit der Schotten, die Flottheit der Berner oder die Intelligenz der Ostfriesen. Was ist mit denen, die nicht mitlachen können, wenn über sie selbst oder über ihre Gruppe gelacht wird?

Gerade in diesem Fall ist lachen befreiend. Dazu gehört jedoch eine Kombination von gelassener Selbstkritik und stabilem Selbstwert. Der erlöste Mensch kann sie im Lauf der Jahre durch seinen Umgang mit Jesus Christus gewinnen.

Der zerstreute Professor Wunderlich sass am späten Abend bei einem Kollegen in geselliger Runde. Es regnete in Strömen. Der Kollege schlug vor, dass Wunderlich wegen dem schlechten Wetter bei ihm übernachten könne. Kurz darauf war dieser verschwunden. Erst nach Mitternacht tauchte er, völlig durchnässt wieder auf: «Ich musste doch meinen Schlafanzug holen.»

Fazit: Als im 19. Jahrhundert die Leiterin der Heilsarmee gefragt wurde, warum sie bei ihrer Mission auch fetzige Musik verwende, soll sie dem Sinn nach geantwortet haben: «Ich sehe nicht ein, dass Christen mitreissenden Melodien dem Teufel überlassen sollen.» Etwas Entsprechendes lässt sich auch über den Humor sagen.

Leicht überarbeitet durch Livenet

Datum: 14.09.2002
Autor: Prof. Dr. Bodo Volkmann
Quelle: Reflexionen

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