Nasen-Zellen sollen Querschnittsgelähmte aufrichten

London - Nervenzellen aus der eigenen Nase könnten eines Tages gelähmten Patienten wieder auf die Beine helfen. Die als olfaktorische Hüllzellen bezeichneten Zellen sollen eine Art Brücke zwischen den durchtrennten Teilen des Rückenmarks bilden, um die Nervenzellen durch den zerstörten Bereich zu leiten. Die Methode wurde bereits an Ratten getestet. Australische Neurologen der Griffith University in Brisbane wenden diese nun zum ersten Mal bei Menschen an, berichtet das Wissenschaftsmagazin New Scientist.

Die olfaktorischen Hüllzellen verbinden die Sinneszellen der Nasenschleimhaut mit dem Gehirn. Anders als die meisten Nervenzellen regenerieren sie sich während des ganzen Lebens, eine Eigenschaft, die vermutlich daraus resultiert, dass sie bei einer Infektion leicht zerstört werden. Weltweit haben Forscherteams bereits Experimente mit olfaktorischen Hüllzellen an gelähmten Ratten durchgeführt, einige waren sehr erfolgreich. Tiere mit einem gänzlich zerstörten Rückenmark gewannen nach einer Transplantation der Hüllzellen die Kontrolle über ihre Hinterbeine wieder zurück. Bisher war diese Behandlung für Menschen aber ungeeignet, da sie aus dem Inneren des Schädels entnommen werden. Außerdem konnten von einem Patienten nicht genügend Zellen gesammelt werden, um das durchtrennte Rückenmark zu überbrücken.

Das Team um Alan Mackay-Sim von der Griffith Universität in Brisbane entwickelte daher eine Methode, um unter Lokalanästhesie einige Zellen zu entnehmen und sie in einer Zellkultur zu vermehren. Drei von der Hüfte abwärts gelähmte Patienten konnte Mackay-Sim für einen Studienzeitraum zwischen sechs Monaten und drei Jahren bereits rekrutieren. Fünf weitere sollen noch hinzu kommen. Beteiligte Neurologen rechnen allerdings nicht mit einem großen Wunder. "Selbst wenn Patienten nur einen Bruchteil ihrer Empfindungen wieder zurück erlangen wie z.B. eine Verbesserung der Blasen-, Darm- oder Sexualfunktion ist es ein Schritt vorwärts", so Tim Geraghty vom Princess Alexandra Hospital in Brisbane.

Die Injektion von olfaktorischen Hüllzellen ist nicht die einzige Methode, die derzeit zur Behandlung von Paralyse eingesetzt wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Transplantation so genannter Schwann'scher Zellen aus peripheren Nerven, die durch Wachstumsfaktoren diese zum Wachstum angeregt werden. Ein Fortschritt wurde jüngst durch Stammzellen erzielt. "Eine wirksame Behandlung wird vermutlich verschiedene Methoden kombinieren", schätzt Robin Franklin von der University of Cambridge.

Datum: 12.07.2002
Quelle: pte online

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