Erst fragen, dann reden

Vorsicht vor der Tratsch-Falle

Es geht nur darum, dem anderen ein wichtiges Gebetsanliegen mitzuteilen. Doch plötzlich befindet man sich mitten in der Geschichte des Dritten – mitten im Tratsch. Wie lässt sich das vermeiden?
Tratschen (Symbolbild)

Tratschen ist schädlich – das wissen wir alle. Es schadet zunächst demjenigen, über den ich rede, seinem Ruf, vielleicht sogar seiner Intimsphäre. Es schadet aber auch demjenigen, mit dem ich spreche, denn er bekommt Informationen, die ihn vielleicht schockieren, verletzen, und eventuell selbst zum Tratschen verleiten. Und zuletzt schadet es auch mir selbst: Es kann das Klima um mich herum vergiften, aber vor allem kann es mich Freundschaften kosten, wenn andere mir gegenüber ihr Vertrauen verlieren, weil ich zu den Tratschmäulern gehöre…

Die Bibel nennt es Sünde

Auch die Bibel ist darin sehr deutlich. Paulus schreibt: «Kein böses Wort darf über eure Lippen kommen. Vielmehr soll das, was ihr sagt, gut, angemessen und hilfreich sein; dann werden eure Worte denen, an die sie gerichtet sind, wohl tun.» (Epheser, Kapitel 4, Vers 29) und Jakobus warnt vor der Zunge, die ein «ständiger Unruheherd, eine Unheilstifterin, erfüllt von tödlichem Gift» ist (Jakobus, Kapitel 3, Vers 8). Jesus selbst sprach über die Worte, die aus unserem Mund kommen und erklärte in Matthäus, Kapitel 15, Vers 11: «Nicht das, was der Mensch durch den Mund in sich aufnimmt, macht ihn in Gottes Augen unrein. Unrein machen ihn vielmehr die Worte, die aus seinem Mund herauskommen.»

Warum tratschen wir über andere?

Warum lästern wir dann? Vielleicht weil wir uns dann selbst besser fühlen und sich unser Selbstwertgefühl hebt – wir werden überheblich. Oder weil das Lästern selbst keine offensichtlichen Folgen hat, zumindest nicht für uns. Manchmal schleicht sich der Tratsch auch ganz heimlich mit in ein Gespräch, in dem es eigentlich über etwas ganz anderes ging. Gerade in christlichen Kreisen kommt es häufig vor, dass man jemanden um Gebet für einen Dritten bittet, weil es ihm gerade nicht gut geht. Und dann ist es vom Mitteilen eines Gebetsanliegens zum Tratschen nur noch ein ganz kleiner Schritt.

Fragen, die Tratsch verhindern

Wie können wir das verhindern? Wie können wir Menschen sein, die vertrauenswürdig sind und Dinge, von denen wir gehört haben, nicht mit anderen teilen, oder lernen zu differenzieren, was man weitersagen kann und was nicht? Drei Fragen helfen dabei. Wir können sie uns in Gedanken stellen, bevor wir ein Gespräch beginnen oder auch, wenn wir schon mitten im Thema sind.

1. Was, wenn die Person jetzt mithören könnte?

Das ist der ultimative Stopper von jedem Klatsch und Tratsch. Wäre es in Ordnung, wenn die Person wüsste, dass ich dies über sie erzähle? Würde ich dieselben Worte wählen, wenn sie jetzt mit im Kreis stehen würde? Wenn ja, dann bin ich definitiv nicht am Lästern oder Tratschen. Wenn nein, muss das zwar noch nicht zwingend heissen, dass ich in die Lästerfalle getappt bin, aber es ist doch ein starkes Zeichen dafür.

2. Was empfinde ich gegenüber der Person, über die ich spreche?

Vielleicht hat mich der andere genervt, frustriert, verärgert oder in anderer Weise verletzt? Vielleicht bin ich insgeheim irgendwie froh darüber, dass der andere mal einen Fehler gemacht hat, über den ich jetzt reden kann? Dann ist es recht wahrscheinlich, dass ich nicht wirklich um sein Wohlergehen besorgt bin und es mir letztlich nicht darum geht, dass andere für ihn beten, sondern dass sie erfahren, was er falsch gemacht hat…

3. Was ergibt sich daraus, dass ich diese Information weitergebe?

Diese Frage ist wichtig: Was erwarte ich als Ergebnis aus diesem Gespräch? Ein gutes Gespräch über Dritte sollte immer ein positives Ergebnis für diese Dritte haben, egal ob das Mitgefühl für sie ist, ein Plan zur Hilfe oder ernstgemeintes Gebet. Wenn aber am Ende nur das positive Gefühl steht, dass man zum auserwählten Kreis derjenigen gehört, die «Bescheid wissen», dann stimmt etwas nicht.

Klatsch ist total gewieft: Er schleicht sich besonders dann ein, wenn wir gar nicht daran denken. Mit diesen drei Fragen sind wir zwar nicht vor dem Tratschen geschützt, aber es ist ein nützliches Tool, wenn uns beim nächsten Mal jemand bittet, etwas über die Situation einer dritten Person zu erzählen.

Datum: 09.05.2018
Autor: Rebekka Schmidt / Martin Saunders
Quelle: Livenet / Christian Today

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