Frieden stiften – Teil 2

Das Gift des Tratschens

Tratschen ist ein verbreiteter Vertrauenskiller. Es verletzt die Würde der Person, über welche schlecht geredet wurde. Es führt auch zu Zurückhaltung, anderen etwas anzuvertrauen. Letztlich wachsen Misstrauen und Parteiung.
Zwei Frauen am Lästern

Es passierte so schnell. In einer Diskussion kam die Rede auf eine gewisse Person, welche gerade mit Problemen zu kämpfen hat. Anfänglich war das Gespräch noch von Anteilnahme geprägt. Bald schon erwähnte jemand einen möglichen Zusammenhang zwischen einem früheren Fehlverhalten besagter Person und dem aktuellen Problem. Und schon fing es an. Jeder hatte noch eine Theorie, womit die Situation selbst verschuldet sein könnte. Was als harmloses Gespräch begann, hat sich plötzlich in liebloses Tratschen verwandelt.

Weshalb tratschen Menschen?

Jeder Mensch sehnt sich nach Respekt und Annahme. Die meisten leiden bewusst oder unbewusst unter Schamgefühlen. Sie fürchten, die Mitmenschen könnten sich von ihnen abwenden, sobald sie ihr wahres Ich erkennen. Es scheint deshalb ratsam, von der eigenen Verwundbarkeit abzulenken. Einige versuchen sich als Clown und ziehen durch ihre Unterhaltung die Aufmerksamkeit auf sich. Andere reiben ihre Stärken den Mitmenschen unter die Nase. Es gibt unzählige Mechanismen, sich selbst in Szene zu setzen. Um sich selbst abzuheben, kann natürlich auch über andere schlecht geredet werden. Ganz nach dem Motto: «Wenn andere schlecht sind, fühle ich mich besser.» Doch Tratschen hat einen hohen Preis.

Der Preis für das Opfer

Jemanden durch Worte schlecht zu machen, schadet dieser Person. In unserer materialistisch geprägten Gesellschaft sehen wir Diebstahl als schlecht an. Niemandem darf der Verlust von Geld oder Besitz zugemutet werden. Doch wie ist es mit dem Verlust von Würde? Tratschen zerstört den Ruf einer Person. Dadurch wird deren Würde zerstört und Beziehungen belastet.

Die Konsequenz für den Tratschenden

Nicht nur das Opfer, sondern auch der Tratschende hat letztlich die Konsequenzen des schlechten Redens zu tragen. Wer vertraut schon gerne jemandem persönliche Probleme an, der gerne anderen davon erzählt. Je mehr eine Gesellschaft vom Tratschen geprägt ist, desto mehr werden die Menschen ihre Geheimnisse hüten. Sie scheuen sich, jemanden ins Vertrauen zu ziehen. Viele Christen halten die Leute ihrer Gemeinde, ihres Hauskreises oder ihres Freundeskreises für oberflächlich. Sie leiden darunter, dass niemand sich öffnet und über Persönliches redet. Leider ist es immer wieder traurige Tatsache, dass gerade diese Leute selbst gerne tratschen. Wer unter einer «oberflächlichen» Gemeinschaft leidet sollte sich einmal die Frage stellen, ob das eigene Verhalten es wirklich ermöglicht, dass andere sich in einer wertschätzenden Atmosphäre öffnen können.

Bedingungslose Annahme

Tratschen ist ein Gift, welches sehr schnell ganze Gruppen und sogar Gemeinden infiziert. Doch es gibt ein Gegengift: die bedingungslose Annahme. In Römer, Kapitel 15, Vers 7 lesen wir: «Darum nehmt einander an, gleichwie auch Christus uns angenommen hat, zur Ehre Gottes!» Jesus nimmt Menschen bedingungslos an. Er zeigt nicht auf unsere Fehler und offenbart diese möglichst vielen aufrichtigen Betern. Nein, Jesus gibt allen Menschen Würde. Der Tratschende selbst hat es nötig, Gottes bedingungslose Annahme zu erkennen. Und dann wird er auch anderen Menschen mit derselben Annahme begegnen.

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Datum: 11.12.2016
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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