Polen-Besuch von Papst: Zwei Millionen Zuhörer in Krakau

Papst

Rom/Krakau. Vor mehr als zwei Millionen Menschen hat Papst Johannes Paul II. am Sonntag morgen im Blonie-Park von Krakau Ungerechtigkeit und zunehmende Gottesferne in der heutigen Welt angeprangert und warnte seine Landsleute vor einer "falschen Ideologie der Freiheit"

An dem Gottesdienst, bei dem das Kirchenoberhaupt mit langem Applaus und vielen Sprechchören begrüsst wurde, nahmen neben dem polnischen Staatpräsidenten Aleksander Kwasniewski auch dessen Amtskollegen von Litauen und der Slowakei, Valdas Adamkus und Rudolf Schuster, teil.

Papst warnt vor falscher Ideologie der Freiheit

In seiner Predigt prangerte der Papst Ungerechtigkeit und zunehmende Gottesferne in der heutigen Welt an, auch in Polen. Zugleich warnte er seine Landsleute vor der "falschen Ideologie einer Freiheit", die versuche, ohne Wahrheit und Verantwortungsbewusstsein auszukommen. Der Mensch masse sich Rechte des Schöpfers an, mische sich durch Gen-Manipulation in das Geheimnis des menschlichen Lebens ein und wolle über die Grenze des Todes entscheiden, beklagte der Pontifex. Göttliches Gesetz und moralische Prinzipien würden zurückgedrängt, die Institution der Familie attackiert.

"Auf verschiedene Weise versucht man die Stimme Gottes im Herzen des Menschen zum Schweigen zu bringen. Man will Gott zum 'grossen Abwesenden in der Kultur und im Gewissen der Völker' machen", betonte der Papst wörtlich. All diese Trends und Entwicklungen lösten im Menschen ein Gefühl von Zukunftsangst, innerer Leere, Leiden und Vernichtung aus, fügte er hinzu.

Sichtlich erschöpft, aber höchst zufrieden dankte das Kirchenoberhaupt den zahlreichen Jugendlichen für ihren lautstarken Applaus. Als sie riefen "Bleib bei uns", meinte er scherzend: "Ihr wollt mich wohl davon abhalten, mich nach Rom davonzumachen".

Jaruzelski: Der Papst hatte doch Recht

Der ehemalige polnische Staatschef Wojciech Jaruzelski gibt seinem früheren Gegenspieler Papst Johannes Paul II. im Nachhinein Recht. In einem Interview mit der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" anlässlich der Polenreise des Papstes würdigte der ehemalige General insbesondere die Besonnenheit des Kirchenoberhaupts in der polnischen Krise von 1979 bis 1989.

Bei seiner Unterstützung der Solidarnosc-Bewegung sei Johannes Paul II. stets massvoll geblieben und habe einen Eklat des Konflikts zu vermeiden gewusst. Den Kommunisten sei der polnische Papst ein "weiser, verantwortungsvoller und respektwürdiger Gegner" gewesen, sagte Jaruzelski weiter.

Obwohl Johannes Paul II. Antikommunist bleibe, habe er sich gleichzeitig als hartnäckiger Gegner der "Krankheiten des Kapitalismus" erwiesen. Jaruzelski betonte zudem, er bewundere seinen Landsmann für die "Lebendigkeit seines Denkens und den Willen, jedes Problem von Grund auf anzugehen". Der Papst müsse im Amt bleiben, solange er noch das Gewicht seiner Krankheit tragen könne und im Stande sei, der Welt seine Botschaft von Frieden und Versöhnung zu verkünden.

Leben von Papst Johannes Paul II. wird verfilmt

Das Leben von Papst Johannes Paul II. soll verfilmt werden. Wie die römische Zeitung "Il Messaggero" berichtete, hat Silvio Berlusconis Fernsehunternehmen "Mediaset" Pietro Valsecchi als Produzenten mit dem Projekt beauftragt.

Traumbesetzung der Hauptrolle ist nach Zeitungsangaben Luca Zingaretti. "Welchen Schauspieler würde es nicht reizen, eine so aussergewöhnliche Figur wie Karol Wojtyla darzustellen?", zitiert das Blatt Zingaretti, unterschrieben habe er jedoch noch nicht. Als Grundlage der Verfilmung dient das Buch des italienischen Journalisten und Vatikankenners Gianfranco Svidercoschi "Karols Geschichte".

Die Fernsehfilm soll die Stationen des bewegten Lebens von der Kindheit des Pontifex in Polen und den Erlebnissen während des Zweiten Weltkriegs über die Opposition gegen das kommunistische Regime seines Heimatlandes und die Zeit als Erzbischof von Krakau bis hin zur Papstwahl im Jahr 1978 nachzeichnen.

Ein weiterer Akzent wird auf dem Attentat gegen Johannes Paul II. auf dem Petersplatz liegen. Nicht zu kurz kommen soll auch die Theater-Leidenschaft des jungen Wojtyla.

Die Dreharbeiten sollen im nächsten Jahr beginnen, als Regisseure sind Riccardo Milani und Giacomo Battiato im Gespräch. Der Vatikan habe die Initiative begrüsst und gutes Gelingen für das Projekt gewünscht, heisst es in dem Zeitungsbericht.

Datum: 20.08.2002
Quelle: KIPA

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