Ein Afrikaner in Basel: Reserve gegenüber Ausländern

Basel - Angesichts der Not in Afrika sollen sich Schweizer Firmen "menschlicher" zeigen. Dies fordert der kongolesische Priester Joseph Mutanga Kalamba (46), der seit drei Jahren in der katholischen Kirche Basel arbeitet. In einem Interview mit der "Basler Zeitung" von Samstag beklagt er zudem Ausländerfeindlichkeit auch in der Kirche.

Ihn habe beeindruckt, wie viele Menschen in Basel sich offen zu anderen Kulturen und Völkern zeigten, erklärte Kalamba gegenüber der Zeitung. Viele Menschen hier seien aber einsam und hätten kaum mehr Beziehungen. Auch wenn gut integrierte Menschen Freude oder Leid erlebten, blieben sie allein und müssten sehr schnell wieder in den Alltag zurück kehren, ohne sich etwas von ihren Empfindungen anmerken zu lassen. Weil das Persönliche so schnell verdrängt werde, gebe es in der Schweiz "so viele Depressionen".

"Unausgesprochene Formen von Apartheid"

In der Schweiz trete die Ausländerfeindlichkeit nicht so offen wie zum Beispiel in Grossbritannien zu Tage. Offene Ausschreitungen gebe es nicht und es bestehe ein "starker Geist von Gastfreundschaft". Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe würden aber "oft auf diskrete Formen von Reserviertheit bis Ablehnung" stossen. Das werde nicht offen ausgesprochen, sei aber bei der Wohnungs- oder Arbeitssuche spürbar. Im Rahmen der Integrationspolitik seien positive Schritte zu verzeichnen.

Probleme gebe es auch im kirchlichen Leben. Oft würden Afrikaner in Gottesdiensten auf einer anderen Bank als Europäer sitzen. Kalamba: "Man sitzt nicht neben sie, wenn man in die Kirche geht. Dies sind raffinierte, unausgesprochen Formen von Apartheid." Gerade im kirchlichen Leben müsse dies aber zur Sprache gebracht werden. Denn die Kirche müsse Verantwortung tragen für die Heranbildung eines Gemeinschaftssinns des Menschen.

Afrika aufwerten

Angesichts der Millionen von Toten in Afrika durch Malaria und Aids müssten die Schweizer Firmen "menschlicher werden", fordert Kalamba weiter. Zuerst müsse das Leben gerettet werden, erst danach habe das Kapital sein Recht. Die Forschung müsse sich mehr den Menschen in Afrika zuwenden. Die traditionelle Heilung sei entsprechend zu würdigen.

Datum: 09.07.2002
Quelle: Kipa

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