Finden die orthodoxen Kirchen Mazedoniens und Serbiens wieder zusammen?

Skopje - Der Streit zwischen dem Belgrader orthodoxen Patriarchat und der orthodoxen Kirche Mazedoniens hat eine überraschende Wendung genommen. Der Metropolit von Povardarje, Jovan, an, er werde sich dem serbischen Patriarchat unterstellen. Zuvor hatte der serbische Patriarch Pavle ein Schreiben an den Klerus und die Gläubigen der mazedonischen Orthodoxie gerichtet, in dem er sie dazu aufrief, sich wieder Belgrad zu unterstellen.

Mazedoniens orthodoxe Kirche hatte 1967 einseitig ihre Unabhängigkeit (Autokephalie) von der serbischen Orthodoxie proklamiert. Die Abspaltung ist bisher von keiner einzigen orthodoxen Kirche in der Welt anerkannt worden. Nach dem Zerfall Jugoslawiens und der Errichtung einer selbständigen Republik Mazedonien drängten die Kirchenbehörden in Skopje auf Anerkennung ihrer Autokephalie.

In der letzten Verhandlungsrunde Mitte Mai im serbischen Nis hatten sich beiden Seiten auf eine "Wiederherstellung der kanonischen Einheit" geeinigt - einen Kompromiss, der zwar keine volle Unabhängigkeit, aber weitgehende Autonomie für die mazedonische Kirche bedeuten würde.

Der Heilige Synod, das Leitungsgremium der mazedonischen Kirche, lehnte aber am 6. Juni die von den Delegationen ausgehandelte Kompromissformel ab. Man wolle nicht auf die Autokephalie verzichten, hiess es, und man könne auch die vorgeschlagene Umbenennung von "Mazedonisch-Orthodoxe Kirche" in "Autonome Erzdiözese Ohrid" nicht annehmen. Der Synod berief sich in seiner Entscheidung auf entsprechende Reaktionen der Gläubigen und der mazedonischen Öffentlichkeit auf die Kompromissformel von Nis.

Laut Medienberichten ist der aus acht Bischöfen bestehende mazedonische Eiskopat in der Frage tief gespalten. Vier Bischöfe unterstützen demnach den Autonomiestatus, drei sollen entschlossen dagegen sein. Das Kirchenoberhaupt, Erzbischof Stefan von Skopje, soll eine neutrale Stellung bezogen haben. Vor diesem Hintergrund tat Metropolit Jovan kund, er werde sich wieder dem Patriarchat von Belgrad unterstellen. Er werde Patriarch Pavle in einem Schreiben darüber unterrichten, dass er seinem Aufruf Folge leisten und seine Eparchie (Diözese) in die liturgische und kanonische Einheit mit der serbisch-orthodoxen Kirche führen werde.

Auf die Frage von Journalisten, ob er mit seiner Entscheidung nicht habe warten können, bis die gesamte mazedonische Kirchenführung den Aufruf des Belgrader

Patriarchen debattiert hat, sagte der Metropolit, Pavle habe sich diesmal einzeln an die mazedonischen Bischöfe gewandt. "Ich habe gesagt, was ich zu sagen hatte. Die übrigen Metropoliten müssen selbst ihre Entscheidung darüber mitteilen, wie sie sich verhalten werden", so Jovan.

Scharfe Kritik äusserte Jovan am Metropoliten der Eparchie Polog-Kumanovo, Kiril. Metropolit Kiril ist der letzte noch lebende Unterzeichner der Abspaltungserklärung der mazedonischen Kirche von 1967. Er sei ein "Kirchenspalter" und das grösste Hindernis für die Annahme des "Abkommens von Nis", so Jovan.

Datum: 27.06.2002
Quelle: Kipa

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