Statistisches Institut erfasst deutliche Zunahme der Evangelischen in Brasilien

Anthony Garotinho

Religion ist in Brasilien ein Wahlkampfthema geworden. Anthony Garotinho, ehemals Gouverneur im Staat Rio de Janeiro und heute ein Präsidentschaftskandidat, ist bekennender Presbyterianer. Als evangelischer Kandidat versucht er sich zu profilieren und die evangelische Wählerschaft zu gewinnen. In Sao Paulo traf sich José Serra, ein anderer Kandidat, mit Predigern der "Assemblies of God", der grössten Pfingstdenomination im Land. Selbst der atheistische Präsident Henrique Cardoso kommt nicht mehr um die Kirche herum. In Rom traf er mit Papst Johannes Paul II und hatte mit ihm Gemeinschaft.

Der Anteil der Katholiken betrug laut dem "brasilianische Institut für Geografie und Statistik" (IBGE) im Jahre 2000 73,8 Prozent. Das sind zehn Prozent weniger als im Jahre 1991. In der gleichen Zeit sind die Evangelischen um 70 Prozent gewachsen. Zahlenmässig haben sie sich gar von 13 Millionen auf 26 Millionen verdoppelt.

Obwohl das Wachstum der Evangelischen beeindruckend scheint, liegt es im Grunde weit unter den Erwartungen. Bereits schätzten nämlich Statistiker, dass der Anteil der katholischen Bevölkerung auf 50 Prozent gefallen sei. Das falsche Bild sei vor allem durch die übertriebenen Zahlen, welche die evangelischen Denominationen veröffentlichten, entstanden, schreibt das IBGE.
Wohlstandsevangelium

Die evangelische Erweckung, die zur Zeit in Brasilien stattfindet, bringt allerdings auch neue Probleme. Viele würden einfach deshalb evangelisch, weil es ein Trend sei oder weil man Vorteile erwarte, sagt ein Mitarbeiter der Schweizer Allianz Mission in Brasilien. Ein grosser Teil der "erweckten Christen" sei zudem einer Irrlehre verfallen. "Ein Wohlstandsevangelium erfasst die Massen", schreibt der Missionar aus Belem.

Die Evangelischen, besonders die Pfingstkirchen, sind in den Medien ein wichtiges Thema geworden. Ihre Präsenz auf dem Land und in den Städten, in Elendsvierteln und in Luxusquartieren, macht sie zu einem attraktiven Publikum für Politiker auf Wahltournee.

Datum: 22.06.2002
Autor: Thomas Hanimann
Quelle: idea Schweiz

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