Evangelische Kirchen planen Verzeichnis über Märtyrer

martirium

München. Die evangelischen Kirchen wollen an die deutschsprachigen Protestanten erinnern, die im vergangenen Jahrhundert um ihres Glaubens willen getötet wurden. Dazu soll ein Verzeichnis mit möglichst allen evangelischen Märtyrern entstehen, die zwischen 1917 und 1990 umgekommen sind.

Einen entsprechenden Auftrag hat die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte (München) von der EKD erhalten. Die Arbeitsgemeinschaft rief die Öffentlichkeit jetzt dazu auf, ihr bei der “Spurensuche” nach bislang unbekannten Märtyrern zu helfen. “Gesucht werden Männer und Frauen, deren gewaltsamer Tod in erkennbar deutlichem Zusammenhang mit ihrer Zugehörigkeit zur evangelischen Kirche oder ihrem Widerstandshandeln aus christlicher Verantwortung steht”, erklärte der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft, Oberkirchenrat i.R. Prof. Harald Schultze (Magdeburg).

Nach seinen Angaben haben während des 20. Jahrhunderts mehr Christen aufgrund ihres Lebenszeugnisses für Jesus Christus einen gewaltsamen Tod erlitten als in den Jahrhunderten zuvor zusammen. Sie seien in der russischen Revolution, im Nationalsozialismus und im Stalinismus sowie in der Endphase des Zweiten Weltkrieges inhaftiert, gefoltert und getötet worden, weil sie sich zu ihrem Glauben bekannt, für anvertraute und verfolgte Menschen eingesetzt oder Widerstand gegen die Diktatur geleistet hätten. Schultze zufolge soll sich die Suche nach Märtyrern nicht auf Pfarrer oder hauptamtliche kirchliche Mitarbeiter beschränken: “Oft genug wurden auch Christen, die nicht im kirchlichen Dienst standen, zu Märtyrern.”

Zum Kreis dieser Glaubenszeugen gehörten auch Personen, die bald nach ihrer Haft an den gesundheitlichen Folgen gestorben sind. Das Projekt soll laut Schultze im Dialog mit der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen Kirchen erarbeitet werden. Sie verfügten über eine besondere Tradition des Märtyrergedenkens. Die evangelische Kirche sei aber auch gehalten, derer zu gedenken, “die in ihrem standhaften Eintreten für das Zeugnis von Jesus Christus den Tod erlitten haben”. Die Arbeitsgemeinschaft interessiert sich insbesondere für Unterlagen, die die christliche Motivation des Märtyrers und die Umstände seines Todes belegen. Laut Schultze soll bis Ende 2004 ein Manuskript vorliegen.

Datum: 17.06.2002
Quelle: idea Deutschland

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