Geld ja – aber keine Menschen

Golfstaaten wollen keine Flüchtlinge aufnehmen

Während Asylsuchende aus dem Nahen Osten zu hunderttausenden nach Europa strömen und eine grosse Solidaritätswelle gegenüber Flüchtingen durch Deutschland und die Schweiz geht, schotten sich die reichen Golfstaaten gegen die Flüchtlinge ab. Das, obwohl sie ihnen geographisch, kulturell und religiös viel näher sind. 
Fahad Al-Shelaimi will keine Menschen aufnehmen, die von einer anderen Kultur sind.

Die islamisch geprägten, reichen Golfstaaten wollen keine Flüchtlinge aus Syrien. Das meldete die Nachrichtenagentur «idea». So verteidige Fahad Al-Shelaimi, der kuwaitische Sicherheitsexperte und Vorsitzende des Forums für Frieden und Sicherheit, diese Abschottung in einem Interview mit dem Fernsehsender France 24 Arabic TV (17.3.2015), übersetzt von Memri-TV: «Man kann nicht Menschen aus einer anderen Kultur, die auch noch schwer traumatisiert sind, herbringen.» Mit Berufung auf die viel höheren Lebenshaltungskosten in den Golfstaaten plädierte Al-Shelaimi dafür, dass die Flüchtlinge in den an Syrien grenzenden Ländern – etwa Libanon oder Jordanien –  bleiben und dort finanziell unterstützt werden sollten. Im Libanon leben bereits mehr als eine Million Flüchtlinge aus Syrien, in Jordanien Schätzungen zufolge 1,5 Millionen.

Saudischer König: keine Menschen aufnehmen, aber Moscheen finanzieren

Der König von Saudi-Arabien, Salman ibn Abd al-Aziz, will indes für muslimische Neuankömmlinge in Deutschland 200 Moscheen finanzieren – angeblich in Übereinstimmung mit der Bundesregierung. Von der libanesischen Tageszeitung «al-Diyar» wird indessen kritisiert, dass Saudi-Arabien selbst keine Flüchtlinge aufnehme. So werde das Land seiner «Führungsrolle in der muslimischen Welt» nicht gerecht.

Soziale Medien: «Die Araber sind die Ungläubigen»

In den sozialen Medien stösst die Abschottung der reichen Golfstaaten (Vereinigte Arabische Emirate, Katar, Bahrain, Kuwait und Saudi-Arabien) auf scharfe Kritik – von Flüchtlingen selbst. So fragt ein Eintrag in Dänemark, wie es möglich sei, «dass wir aus der Region unserer muslimischen Brüder geflohen sind, die mehr Verantwortung für uns zeigen sollten als ein Land, das sie als ungläubig bezeichnen». Ein Syrer antwortete darauf: «Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen: Die Araber sind die Ungläubigen». Und unter der Schlagzeile «#Welcoming Syria’s refugees is a Gulf duty» (Syriens Flüchtlinge willkommen zu heissen, ist eine Pflicht der Golfländer) finden sich auf Twitter Einträge und Fotos von gestrandeten Flüchtlingen auf Kos, von Flüchtlingslagern in Mazedonien und von Schiffbrüchigen im Mittelmeer.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International habe das Verhalten der reichen arabischen Golfstaaten bereits im letzten Jahr als «beschämend» bezeichnet, schliesst «idea».

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Datum: 11.09.2015
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / idea

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