40 Länder betroffen

Christenverfolgungen nehmen in vielen Staaten zu

Wunden von Folterung
Viele Christen landen hinter Gittern
Einschüchterung durch Gewalt

Die evangelische Kirche in Deutschland macht auf die zunehmende Verfolgung von Christen aufmerksam. Vor allem seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 sind Christen zunehmend in die Schusslinie islamischer Fundamentalisten geraten.

Seit dem 11. September ist es in vielen islamischen Länder zu einer Zunahme der Anschläge auf Christen gekommen. In Pakistan etwa ist die christliche Minderheit nach vielen blutigen Anschlägen auf Kirchen kaum noch sicher. "In islamischen Ländern wird der Druck auf Christen als Stellvertreter der USA und des Westens erhöht", meint der Vorstandssprecher der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM), Martin Lessenthin. Aber auch in China, Nordkorea und afrikanischen Ländern sind Christen wegen ihres Glaubens staatlicher Verfolgung ausgesetzt, sie werden gedemütigt, gefoltert und ermordet.

40 Länder betroffen

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) will nun mit einem Papier auf die Bedrohung der Religionsfreiheit aufmerksam machen. In einem Einführungsteil behandelt die Publikation allgemeine Aspekte. Robert Leicht vertieft einige grundsätzliche Überlegungen. Dwain Epps nähert sich dem Thema aus der ökumenischen historischen Perspektive; Hermann Gröhe und Gerhard Robbers beleuchten den politischen und den völkerrechtlichen Kontext.

In einem zweiten Teil werden an neun ausgewählten Länderbeispielen Situationen christlicher Minderheiten in unterschiedlichen regionalen, historischen und religiösen Kontexten dargestellt, darunter Texte zur Lage in Ägypten, China, Indonesien, Pakistan und der Türkei. Die Artikel wurden von Personen verfasst, die die jeweiligen Länder aus langjähriger eigener Erfahrung und Arbeit kennen. Sie gehen über eine Symptombeschreibung hinaus und vergegenwärtigen zum Teil Jahrhunderte zurück reichende Konfliktursachen, führen die verschiedenen Sichtweisen der Konfliktparteien vor Augen und zeigen Unterschiede im Verständnis von Religionsfreiheit und Menschenrechten sowie die Verquickung zwischen religiösen, sozialen und politischen Interessen auf. Obgleich sich Ursachen und Auswirkungen vielfach ähneln, verdeutlichen die Länderartikel, wie komplex und unterschiedlich die jeweiligen Rahmenbedingungen sind und wie oberflächlich der Blick von außen oft bleibt. Damit regen die Artikel zum Hinterfragen von Verallgemeinerungen und Feindbildern an. Weiterführende Literaturhinweise geben die Möglichkeit, angeschnittene Problemfelder zu vertiefen.

Die Publikation, die als EKD-Text 78 erscheint, ist in Zusammenarbeit zwischen den Menschenrechtsreferaten im Kirchenamt der EKD und im Diakonischen Werk der EKD, dem Evangelischen Missionswerk Deutschland und der Vereinten Evangelischen Mission erstellt worden

"Der 11. September 2001 hat in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, wie religiöse Gefühle instrumentalisiert werden können und zu welchen menschenverachtenden Taten dies führt", sagt der EKD-Ratsvorsitzende Manfred Kock. In mehr als 40 Ländern der Welt ist nach Angaben der IGFM die Religionsfreiheit stark eingeschränkt. Laut Lessentin sind 230 Millionen der weltweit rund zwei Milliarden Christen davon betroffen.

Problemfall Nigeria

Vor allem in Ländern, in denen islamisches Recht - die Scharia - gilt, leben Christen schon seit langem unter schwierigen Bedingungen. Nach diesem Rechtssystem wird unter anderem Dieben die Hand abgehakt, Ehebrecherinnen dürfen gesteinigt werden. In Nigeria, wo der EKD zufolge 40 bis 45 Prozent der Einwohner Christen sind und eben so viele Moslems, gab es mit der Einführung der Scharia in den nördlichen Bundesstaaten blutige Übergriffe von Moslems auf Christen. Der Bau von Kirchen dort wird erschwert. Auch Vorschriften, wie die Geschlechtertrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln und Ausgehverbote am Abend, treffen Christen, berichtet die EKD. "Wenn ein Christ in Nigeria im Gefängnis sitzt, hat er in Zeiten der Scharia keine Chance, dass ihn ein Seelsorger besucht", kritisiert Lessenthin.

Politiker sollen Zeichen setzen

Hermann Gröhe, Mitglied des Rates der EKD und Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Menschenrechte, ermutigt zu internationalem Protest gegen die Verletzung der Religionsfreiheit. Mit Briefen an Botschaften oder Regierungsstellen sei es immer wieder gelungen, Freilassungen oder die Verkürzung von Haftstrafen zu bewirken, schreibt er in der EKD-Textsammlung "Bedrohung der Religionsfreiheit. Politiker könnten ein Zeichen setzen, wenn sie bei Auslandsreisen etwa nach China eine Kirchen besuchen wollten.

Kein EU-Beitritt ohne Religionsfreiheit

In der Volksrepublik China werden Priester, "romtreue" Bischöfe und Lehrer der nicht anerkannten evangelischen "Hauskirchen" willkürlich verhaftet und in Arbeitslager gebracht, berichtet die IGFM. Auch in der Türkei müssen die wenigen dort lebenden Christen oft Schikanen und Nachteile hinnehmen. Kirchliches Eigentum ist oft enteignet. "Es gibt einige kleine Fortschritte, aber insgesamt ist die Situation noch nicht befriedigend", sagt EKD-Auslandsbischof Rolf Koppe. Das beurteilen die Kirchen auch als ein Problem für einen Beitritt der Türkei in die Europäische Union. "Die Umsetzung der Religionsfreiheit ist eine Grundbedingung", meint Bischof Koppe.

Der ausführliche Text ist zum Preis von 1,10 € beim Kirchenamt der EKD, Telefon 0511/2796-460, Fax 0511/2796-457, E-Mail: versand@ekd.de , erhältlich.

Datum: 08.09.2003
Quelle: EKD

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