Auswirkungen des Irakkrieges auf die Mission

Soldat in Irak

Der Krieg im Irak ist auch ein Glaubenskrieg. Die evangelische Mission in arabischen Ländern wird die Konsequenzen spüren. Bis heute sind für Moslems die Kreuzzüge ein Beweis für die Unterlegenheit des christlichen Glaubens. Der Franziskaner Raimundus Lullus ist in die Geschichte eingegangen, weil er den Christen die Brücke über den Graben aufzeigte. Er schrieb im Jahr 1275: "Ich sehe die Christen übers Meer ins Heilige Land ziehen in der Einbildung, dass sie es durch Waffengewalt zurück erlangen. Am Ende sind alle erschöpft und nicht ans Ziel ihres Vorhabens gelangt. Deshalb bin ich der Meinung, dass diese Eroberung nur so geschehen soll, wie Du es, o Herr, mit Deinen Aposteln gemacht hast, das heisst durch Liebe, Gebete und Tränenvergiessen…" Die Empfehlungen des Franziskanerpaters haben für die Missionsmethode in der islamischen Welt bis heute ihre Gültigkeit bewahrt: Statt Waffengewalt braucht es tätige Liebe, Gebet, Tränenvergiessen und das persönliche Glaubensgespräch.

Politik, Krieg und Glauben hängen bei Moslems zusammen

Mohammed war Prophet, Staatsmann und General. Religion und Politik sind daher im islamischen Kontext verzahnt, auch bei einem gottlosen Saddam Hussein. Saddam verstand es immer wieder, Sympathien bei Moslems zu wecken. So unterstützt er etwa die Palästinenser in ihrem Kampf gegen Israel. Die Amerikaner machen sich durch ihre Freundschaft mit der israelischen Regierung im ganzen Nahen Osten verhasst. Die Mehrheit der Moslems glaubt, es gehe den Amerikanern beim Irakfeldzug in Wahrheit darum, Israel bei seinem Kampf gegen die Palästinenser den Rücken frei zu halten. Mag sein, dass nicht alle so denken. Aber alle wissen um die Schmach der Palästinenser. Durch die Verknüpfung mit dem Nahostkonflikt wird der Krieg gegen den Irak als Kreuzzug interpretiert, dessen Ziel es ist, den Muslimen die Herrschaft über ihre wichtigsten Stätten zu entreissen. Die Antwort auf einen Kreuzzug kann aus islamischer Sicht nur der heilige Krieg sein.

Den Amerikanern schlägt beim irakischen Volk und dessen Freunden aus einem weiteren Grund Feindseligkeit entgegen. Die Amerikaner griffen mit dem Irak einen neuralgischen Punkt im kollektiven muslimischen Gedächtnis an. Jahrhunderte lang wurden hier an den heiligen Stätten die Geschicke der islamischen Gemeinschaft entschieden. Es gibt so etwas wie eine arabische Seele, hiess es unlängst in einem Bericht im Fernsehsender Al-Jazira. Muslime vergleichen die islamische Welt oft mit dem Fell einer Trommel: Ganz gleich, wo sie geschlagen wird, die Vibrationen und Erschütterungen werden auch an jedem anderen islamischen Ort wahrgenommen.

Die Bomben, die auf Bagdad fielen, waren besonders harte Trommelschläge. Das haben die mit Aufrufen zum heiligen Krieg gespickten Predigten in den Moscheen von Marokko bis Indien gezeigt.

Last und Chance für irakische Christen

Vor diesem Hintergrund dürfte es für die christliche Mission unter Moslems in der nächsten Zeit besonders schwierig werden. Missionare hatten auch bisher gegen massive Feindbilder zu kämpfen.

Amerikanische Missionare werden in naher Zukunft voraussichtlich besonders auf Ablehnung stossen. Nach diesem Krieg werden am ehesten die einheimischen Christen im Irak die Chance haben, suchenden Menschen Gottes Wort zu bringen. Zwar werden auch sie es schwer haben. Mit ihrem Glauben stehen sie im Verdacht, nicht loyal zu sein. Das ist im Kriegsfall besonders schlimm. Sobald als möglich muss man diesen Christen Solidarität zeigen, indem sie mit Bibeln und Schulung unterstützt.

Heute ist das Gebet dran. Von einem Missionar, der sich für Moslems einsetzt, erreichten uns folgende Zeilen: "Bitte betet mit uns für ein baldiges Ende des Konflikts im Irak. Betet für das irakische Volk, das mitten unter den Auseinandersetzungen leidet. Betet ebenso, dass die Übermütigen auf beiden Seiten gedemütigt werden und dass allein der Name unseres gerechten Gottes erhöht wird." Über allen Ereignissen bleibt Jesus Christus der allmächtige König. Er sieht die Menschen, die nach der Wahrheit verlangen. Er hat versprochen, dass die Suchenden ihn finden werden. Das steht über allen menschlichen Missionsbemühungen.

Autor: Theo Wüst

Datum: 12.04.2003
Quelle: idea Schweiz

Werbung
Livenet Service
Werbung