Einschränkungen für Christen in Kambodscha

Christen
PnomPenh

Phnom Penh – Kambodscha hat das öffentliche evangelistische Wirken von Christen verboten. Dies hat die indische Zeitung Hindustan Times unter Berufung auf einen Agenturbericht gemeldet. Das Religionsministerium erliess eine Weisung, wonach „alle öffentlichen Aktivitäten, die auf den Religionswechsel abzielen, verboten“ sind.

Das Ministerium deutet in der Weisung an, was den Anlass zum Verbot gegeben haben könnte: „Christen ist untersagt, Personen zum Religionsübertritt zu veranlassen, indem sie an die Türen der Häuser klopfen oder auf die Leute warten und sagen, dass ‚der Herr kommt‘; dies stört den Alltag oder kann eine Einmischung in die Privatsphäre bedeuten“.

Offenbar sind neben evangelischen Christen auch Muslime den Behörden ein Dorn im Auge. Der Sprecher des Religionsministeriums Dok Narin sagte, einige christliche Gruppen seien „nicht gut“. Sie setzten die einheimische, in der Regel buddhistisch geprägte Bevölkerung unter Druck, ans Christentum zu glauben. Die Behörden hätten im Januar gegen die Aktivitäten Massnahmen ergriffen, anfangs mit wenig Erfolg.

Der Leiter eines internationalen christlichen Hilfswerks im Land erklärte, das Verbot werde nicht viele christliche Hilfsprogramme treffen. Die Organisationen, die nach den Vorgaben der staatlichen Ministerien arbeiteten, hätten damit kein Problem.

Im vergangenen November hatte das Religionsministerium in Phnom Penh laut dem Bericht eine Forderung kambodschanischer Lehrer unterstützt, das Wort ‚Gott‘ aus Schulbüchern zu entfernen. Die Lehrer führten zur Begründung an, es vertrage sich nicht mit der buddhistischen Lehre, die Interessen Gottes über alles andere zu stellen. Der klassische Buddhismus kommt ohne Gottesvorstellung aus.

Seit dem 15. Jahrhundert war der Buddhismus die nationale Religion der Khmer. Unter der Terror-Herrschaft der Roten Khmer (1975-79) wurden alle Religionen brutal verfolgt und auch die christlichen Gemeinden zerstört. Seit 1990 konnten sich Christen wieder offen versammeln. Mit der Öffnung des Landes für ausländische Einflüsse ging in manchen Kreisen eine Rückbesinnung auf die eigene buddhistische Kultur einher. Vertreter der buddhistischen Mehrheit haben die Erhebung des Buddhismus zur Staatsreligion gefordert. Vor drei Jahren gab es im Land bei einer Bevölkerung von 11 Millionen insgesamt 540 christliche Gemeinden mit über 60'000 Gliedern, und ständig wurden neue Gruppen gegründet.

Am Mittwoch schloss die Regierung in Phnom Penh die Hauptgrenzübergänge nach Thailand, ohne dafür Gründe anzugeben. Das Verhältnis der Khmer zum reichen Nachbarland ist seit Unruhen im Januar gespannt. Sie waren ausgebrochen, nachdem das Gerücht umgegangen war, eine Thai-Schauspielerin habe das National-Monument der Khmer, die Tempelanlage von Angkor Wat, als Teil der Thai-Kultur bezeichnet.

Datum: 07.03.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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