Attackierter US-Missionar muss Indien verlassen

Joseph Cooper liegt schwer verletzt im Spital.
Indien

Neu Delhi. Der bei einem Anschlag verletzte christliche US-Missionar im südindischen Bundesstaat Kerala soll auf Anordnung der Behörden das Land verlassen. Man habe dem 68-jährigen Joseph Cooper auf Betreiben der nationalistischen Hindu-Partei dringend nahe gelegt, binnen sieben Tagen aus Indien auszureisen, teilte ein Polizeisprecher in Keralas Hauptstadt Trivandrum mit. Ansonsten drohe ihm eine strafrechtliche Verfolgung wegen Verletzung der Visa-Vorschriften. Der Aufenthalt auf Grundlage eines Touristen-Visums verbiete Ausländern jegliche Predigttätigkeit, so der Polizeisprecher.

Cooper war vor einer Woche in der Stadt Kilimanoor von einer Gruppe militanter Hindu-Aktivisten durch mehrere Messerstiche schwer verletzt worden. Fünf weitere Menschen wurden verwundet, darunter eine Pastorenfamilie.

Zehn mit Schwertern, Eisenstangen und Stöcken bewaffnete Männer überfielen den 67jährigen Joseph William Cooper und andere Teilnehmer einer pfingstkirchlichen Konferenz. Cooper musste in ein Krankenhaus eingeliefert werden. Die Polizei nahm mehrere Tatverdächtige fest, die zur militanten Hindu-Organisation RSS gehören. Ihr werden Verbindungen zur nationalen Regierungspartei BJP nachgesagt.

Der ökumenischen Nachrichtenagentur ENI zufolge lehnt die Organisation jedoch jede Verantwortung für den Überfall ab. Sie beschuldige vielmehr Cooper und andere Christen, Hindus beleidigt zu haben. Kirchenrepräsentanten sowie die grösste englischsprachige Tageszeitung in Südindien, “The Hindu”, werfen dagegen der RSS vor, durch derartige Kampagnen mehr Unterstützung erreichen zu wollen. Kerala ist der einzige grössere Bundesstaat, in dem die BJP bislang nicht in der Regierung vertreten ist.

In Kerala sind Christen überdurchschnittlich zahlreich. Von den 33 Millionen Einwohnern sind 57,7 Prozent Hindus, 23 Prozent Moslems und 19,3 Prozent Christen. In ganz Indien stellen sie nur rund 2,5 Prozent der über eine Milliarde Einwohner. Rund 80 Prozent sind Hindus und elf Prozent Moslems. Seit dem Regierungsantritt der BJP vor fünf Jahren ist es zu mehreren hundert Übergriffen hinduistischer Extremisten auf Christen gekommen. Unter anderem wurde am 23. Januar 1999 der australische Missionar Graham Staines mit seinen beiden Söhnen bei lebendigem Leibe verbrannt.

Datum: 23.01.2003

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