Sprachausbildung bei vielen Missionaren ungenügend

AFeM

Korntal - Ohne ausreichende Kenntnisse über die Mentalität der Bevölkerung ihres Einsatzlandes können Missionare selbst zum Hindernis für die Ausbreitung des christlichen Glaubens werden. Darauf haben Missionsexperten bei der Jahrestagung des "Arbeitskreises für evangelikale Missiologie" (AfeM) hingewiesen. Die Tagung fand vom 2. bis 4. Januar in Korntal bei Stuttgart statt. Nach Ansicht des AfeM-Vorsitzenden Klaus W. Müller ist die Sprachausbildung vieler Missionare ungenügend. Man sei zufrieden, wenn man sich im Alltag zurechtfinden und eine gute Predigtübersetzung anfertigen könne. Dabei bleibe die Mehrdeutigkeit zahlreicher Begriffe ebenso unbeachtet wie deren kulturbedingtes Vorverständnis. Dadurch könne man unbewusst Religionsvermischung betreiben.

Wenn die Taufe an ein krankmachendes Ritual erinnert

Der Völkerkundler Lothar Käser erläuterte die Problematik an einem Beispiel aus der Südsee. Missionare hätten dort lange Zeit nur alte und schwer kranke Menschen taufen können, nicht aber deren Kinder. Aufgrund ihres unzureichenden Sprachverständnisses hätten die Missionare den Insulanern vorgeworfen, keine echten Christen werden zu wollen. In Wirklichkeit verstanden sie die Angst der Einheimischen vor traditionellen Ritualen nicht, durch die Menschen erkrankten oder gar starben.

Die Taufe erinnerte an ein solches Ritual, und da viele Getaufte bald nach der Feier starben, war es verständlich, dass Junge sich nicht zur Taufe bereit fanden. Die Missionare seien unfähig gewesen, ihren europäisch-westlichen Denkrahmen zu verlassen, um den christlichen Glauben in einer fremden Sprache verständlich zu machen, sagte Käser.

Glaubwürdig durch einen anderen Lebensstil

Aufgabe von Missionaren sei es, zur Gemeinschaft mit Gott einzuladen, sagte der US-Missionswissenschaftler Edward Rommen an der Tagung. Sie dürften sich nicht auf die Weitergabe von Informationen über den christlichen Glauben beschränken. In Zeiten, in denen selbst den Meldungen des amerikanischen Nachrichtensenders CNN mit Misstrauen begegnet werde, sollten Missionare nicht meinen, ihre Botschaft werde automatisch als zuverlässig angesehen. Ihre Glaubwürdigkeit ergebe sich nur aus ihrem Lebensstil. Rommen plädierte für das Einüben einer "mönchischen" Lebensart als Alternative zur Konsumgesellschaft.

Dem 1985 gegründeten AfeM gehören mehr als 240 Missionare, Missionswissenschaftler und Missionsleiter aus dem deutschsprachigen Raum an.

Datum: 10.01.2003
Quelle: idea Deutschland

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