Das Feuer des Glaubens im Süden - Zahlen zum globalen Christentum

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Das Christentum ist die weltweit am meisten verbreitete Religion, aber die Dynamik der christlichen Kirchen ist je nach Kulturraum und Denomination ganz unterschiedlich. Das Evangelium wird in den meisten Gegenden der Welt öffentlich oder geheim weitergesagt, aber die Religionsstatistiker belegen, dass sich "der Anteil der Christen an der Weltbevölkerung im Verlauf des 20. Jahrhunderts kaum verändert hat". Dies stellt der Missionswissenschaftler Dr. Klaus Wetzel in der Zeitschrift 'evangelikale missiologie' (2/2002) heraus. Mit anderen Worten: Die Zunahme der Menschen, die an Christus glauben und sich in irgendeiner Form als Glieder einer christlichen Kirche oder Gemeinschaft verstehen, hält mit dem Bevölkerungswachstum von 1,4 Prozent/Jahr gerade mal Schritt. 33 von 100 Menschen auf dem Globus nennen sich heute Christen: Der Missionsauftrag von Jesus Christus ist nicht erfüllt.

Die Religionsstatistiken belegen laut Wetzel "eine beispiellose Umverteilung der Gewichte innerhalb der weltweiten Christenheit": Im 20. Jahrhundert hat sich der Anteil der Christen, die in der westlichen Welt leben, halbiert: von 83 auf 41 Prozent. Asiens Christen dagegen haben zwischen 1900 und 2000 von 4 auf 16 Prozent zugelegt, Afrikas Christen von 2 auf 18 Prozent. "Teile der Christenheit wachsen sehr schnell, andere fast gar nicht oder nehmen sogar ab."

Wetzel bespricht die Neuauflage der zweibändigen'World Christian Encyclopedia' von David Barrett, die eine kaum überschaubare Fülle von Zahlen zu allen Ländern bietet, und die 6. Ausgabe des Gebetshandbuchs von Patrick Johnstone 'Operation World' (Aktualisierung des Werks, das in deutscher Uebersetzung 'Gebet für die Welt' heisst). Die eindrücklichen Zahlenmengen in den beiden Werken können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, "dass gerade für wichtige Länder keine verlässlichen Daten über den Anteil der Christen an der Bevölkerung zu erhalten sind". Dies gelte besonders für China und Indien (Johnstone gibt die von den einheimischen Kirchen verbreitete Zahl von 2,4 Prozent an, Barrett errechnet dagegen 6,2 Prozent - immerhin eine Differenz von 38 Millionen Menschen!), aber auch für Nigeria, wo Barrett 46 Prozent Christen vermeldet, Johnstone hingegen 52 Prozent angibt.

Immer mehr evangelikale und charismatische Christen

Dazu kommt die Aufweichung der Grenzen zwischen den Kirchen: Zahllose Christen lassen sich nicht mehr eindeutig einer Denomination zuordnen. Johnstone erkennt "das dynamischste Wachstum in der Christenheit" innerhalb von evangelikalen, pfingstlichen und charismatischen Bewegungen; er vermutet, dass sich die Zahl von 300 Millionen Evangelikalen in der nicht-westlichen Welt in den nächsten dreissig Jahren verdoppeln könnte!

Einen sinkenden Anteil an der Weltbevölkerung dagegen verzeichnen die Orthodoxen (schon seit 1900) und die Katholiken (seit 1965). Die sich christlich gebenden Sekten (vor allem Zeugen Jehovas und Mormonen) haben 40 Millionen Anhänger und wachsen prozentual etwa doppelt so stark wie die Weltbevölkerung (um 2,7 Prozent jährlich).

Die Forscher sind nicht immer imstande, aufgeblasene Angaben nationaler Kirchen zu durchschauen. So gab Johnstone 1993 in Brasilien sechs Millionen Glieder der Pfingstkirche (Assemblies of God) an, nun sind es noch zwei Millionen! Die Zahl der Gemeinden ist um drei Viertel auf 22'000 geschrumpft. Bei allen Mängeln zeigen die Statistiken jedenfalls eines auf: dass das Christentum in Asien und Afrika sich ausbreitet und an Kraft gewinnt.

Quelle: Evangelikale Missiologie/ps

Datum: 28.06.2002

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