Kosovo

Christ überfallen – Angst vor Wahabiten

Die Evangelische Allianz in Kosovo appelliert an Christen im Westen, sich bei der Regierung in Pristina für die Religionsfreiheit im Kosovo einzusetzen. Nach einem brutalen Überfall und einem Vandalenakt fürchten die evangelischen Christen Übergriffe von wahabitischen Muslimen.
Von Unbekannten nachts zusammengeschlagen: Besim Ajeti.
Der Eingangsraum der Messiasgemeinde in Pristina…
…nach dem Wurf von Backsteinen durchs Fenster.

Am 20. Mai abends um zehn Uhr wurde in der Stadt Prizren im Westen des Kosovo der evangelische Christ Besim Ajeti (46) auf offener Strasse überfallen. Mehrere Männer verfolgten ihn und schlugen ihn brutal nieder. Besim erlitt schmerzhafte und schwere Verletzungen. Er wurde von der Polizei ins Krankenhaus gebracht.

Von Beamten befragt, gab sich Besim, ein aktiver, bekennender Christ, überzeugt, dass der Übergriff das Werk von im Kosovo aktiven Gruppen von Wahabiten ist. Am 22. Mai wurden bei einer Aktion mit 120 Polizisten fünf Wahabiten in Prizren festgenommen und Waffen und Munition beschlagnahmt.

Backsteine durchs Fenster

In der Nacht vom 23. auf den 24. März war die von Femi Cakolli geleitete Evangelische Messiasgemeinde in der Hauptstadt Pristina zur Zielscheibe von Vandalen geworden. Fenster wurden zertrümmert, Personen kamen nicht zu Schaden.

Die Leiter der protestantischen Gemeinschaften rufen Christen weltweit auf, für sie zu beten, damit sie beschützt werden und auf Angriffe weise reagieren können. Sie rufen die Christen im Ausland auf, an Regierungschef Hashim Thaci und an Präsident Fatmir Sejdiu zu schreiben und sich für volle Religionsfreiheit und den Schutz der Minderheiten einzusetzen.

Büro von Premierminister Hashim Thaci
Büro von Präsident Fatmir Sejdiu

 

Extreme Umtriebe seit Bosnienkrieg

Ein aus Elbasan in Albanien stammender radikaler Imam ist aus Kosovo ausgewiesen worden. Man hatte ihn der Störung der öffentlichen Ordnung bezichtigt. Auch aus Bosnien sind radikale Muslime gekommen und treiben sich im jungen, armen Kleinstaat herum, dessen Unabhängigkeit von Serbien nicht anerkannt wird.

Die Leiter der Evangelischen Allianz (wörtlich: Protestantische evangelische Kirche in Kosovo, Kisha Protestante Ungjillore e Kosoves) beobachten die jüngsten Entwicklungen mit tiefer Besorgnis. Sie bezeichnen den Überfall auf Besim Anjeti als Angriff auf die Meinungsfreiheit und Demokratie. „Die muslimische Radikalisierung unseres Landes macht uns ernsthafte Sorge, da sie nicht nur unsere demokratischen Werte beschädigen wird, sondern auch unsere Sicherheit und unser Wohlergehen."

Der grösste Teil der Albaner nahm unter osmanischer Herrschaft den Islam an; Kosovo gilt als von einem moderaten Islam geprägt. Wie in anderen Teilen Ex-Jugoslawiens sind seit dem Bosnienkrieg Islamisten, unter ihnen Wahabiten, aktiv. Arabische Mudschahedin kämpften 1992-1995 an der Seite der bosnischen Muslime. 2007 wurde eine Gruppe von Wahabiten verhaftet, die von Novi Pazar im islamisch geprägten Süden Serbiens aus operierte.

Schon seit Jahren schwelen Spannungen zwischen Wahabiten und gemässigten Muslimen auf dem Balkan, da die Ideologie der Wahabiten religiöse Intoleranz gegenüber anderen religiösen Gruppen predigt, auch gegen gemässigte Muslime. Wahabiten versuchen nicht nur im Kosovo, sondern auch in Bosnien-Herzegowina, Serbien und Montenegro Einfluss zu gewinnen. Seit dem Bosnienkrieg operieren radikale Islamisten oft unter dem Deckmantel humanitärer Organisationen aus islamischen Ländern. Einige dieser ‚karitativen' Organisationen wurden in Bosnien bereits verboten.

Die italienische Nachrichtenagentur AKI meldete am 22. Mai die Verhaftung von fünf Verdächtigen, ohne auf den Überfall auf Besim Ajeti Bezug zu nehmen. Sie würden krimineller Aktivitäten verdächtigt, erklärte der Polizeisprecher Hazir Berisa am 23. Mai.

Zu den Verhaftungen kam es am 21. Mai in der Stadt Prizren im Westen des Kosovo. An der Operation waren 120 Polizeibeamte beteiligt. Berisa erklärte, dass die Polizei während der Operation eine Menge von Waffen, darunter auch automatische Gewehre, Pistolen, Munition und Uniformen beschlagnahmte.

Webseite der Evangelischen Allianz Kosovo

Quelle: Livenet / KPEC, ÖEA

Datum: 01.06.2010
Autor: Peter Schmid

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