TV-Moderatorin Ruth Moschner

«Es ist unfassbar schön, die Bibel live zu erleben»

Ruth Moschner ist Fernsehmoderatorin, Schauspielerin, Comedian und Autorin von Romanen, Koch- und Backbüchern. Als Jugendliche war sie im Kirchenvorstand ihrer Gemeinde. Im Interview mit dem christlichen Medienmagazin pro verrät die 39-Jährige, was sie von der Kirche erwartet.
Ruth Moschner

pro Medienmagazin: Sie sind konfirmiert, waren Jugendgruppenleiterin und später Mitglied im Kirchenvorstand. Was war damals Ihre Motivation?
Ich habe mich in unserer Kirchengemeinde sehr wohl gefühlt. Unser Pfarrer war sehr fortschrittlich und offen für neue Ideen. Er hat uns Jugendlichen viel Raum gegeben. Natürlich hat unser Stil nicht jedem gefallen. Es kam auch viel Kritik. Da möchte man sich gar nicht vorstellen, wie Luther damals wohl gekämpft hat.

Wozu gab es Kritik?
Kritik kam meist von den älteren Leuten, die sich manchmal schon beschwerten, wenn die Gesangbücher mal an einer anderen Stelle standen. Auch die Länge meines Rocks beim Sonntagsgottesdienst, wenn ich aus der Bibel vorlesen durfte oder beim Abendmahl geholfen habe, wurde wohl ab und an diskutiert. Dennoch war unser Gottesdienst immer gut besucht, so schlimm kann es nicht gewesen sein.

Engagieren Sie sich noch heute in der Kirche?
Ich bin nach meinem Umzug nach Berlin aus der Kirche ausgetreten, da ich hier keine vergleichbare Gemeinde gefunden habe. Aber ich gehe dennoch gerne in Kirchen, egal welcher Konfession. Das sind einfach meist ganz besondere Orte voller Kraft und Energie.

Katholische und Evangelische Kirche in Deutschland verlieren immer mehr Mitglieder. Was ist Ihrer Meinung nach das Problem der Kirchen?
Mir fehlt es an Herzlichkeit und vor allem Personality. Jesus war nicht umsonst ein Menschenfischer. Er muss faszinierend gewesen sein, herzlich und nahbar, mit Ängsten und ehrlichen Gefühlen. Natürlich kann nicht jede Gemeinde einen Jesus haben, aber die Kirche muss mit der Zeit gehen und sollte nicht beispielsweise Pfarrer verstossen, die in Afrika Kondome verteilen.

Was ist das Gute an Kirche und Gemeinde?
Ich denke, dass eine gute Kirchengemeinde für viele die Familie ersetzen kann. Gerade wir Deutschen werden immer weniger, viele Leute sind einsam und alleine. Hier kann die Kirche Geborgenheit bieten und so auch viele freiwillige Helfer dazugewinnen.

Sie sammeln Bibeln. Warum?
Irgendwie hat sich das so ergeben. Ich liebe auch Geschichten, die sich mit Gott auseinandersetzen, wie zum Beispiel Faust. Ich habe einige Ausgaben von Bibeln, sie aber nie gezählt. Besonders stolz bin ich auf eine Ausgabe mit Bildern von Marc Chagall und natürlich die Immendorff-Bibel. Ich habe aber auch den Koran und den Talmud zu Hause.

Welche Frau aus der Bibel inspiriert Sie besonders?
Ich habe keine Lieblingsfigur, bin aber natürlich stolz auf meinen Namen. Ruth ist ein tolles Beispiel für Nächstenliebe und war quasi eine der ersten Immigrantinnen. Das Thema ist aktueller denn je. Ich hoffe, dass unsere aktuelle Geschichte mit Migranten auch positiv ausgeht.

Sie haben jüdische Vorfahren, Ihre Familie wanderte nach dem Zweiten Weltkrieg nach Israel aus. Was fasziniert Sie an Israel?
Oh, ich finde es einfach jedes Mal unfassbar schön, die Bibel live zu erleben! Wir waren gerade erst am Jordan und haben die Taufstelle Jesu besucht. Faszinierend. Nazareth fand ich nicht so spannend, da gefällt mir Jerusalem besser. Hier hat meine Familie neun Jahre gewohnt und in der Altstadt gibt es wirklich magische Orte, an denen man die Geschichte spüren kann!

Sie beten jeden Tag. Welche Bedeutung hat das Gebet in Ihrem Alltag?
Vor allem heisst es für mich Reflexion und Dankbarkeit ausdrücken. Unser Leben hat so ein enormes Tempo, da ist ein Vater Unser manchmal eine tolle Möglichkeit, inne zu halten.

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Datum: 03.02.2016
Autor: Martina Schubert
Quelle: PRO Medienmagazin

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