Deutschland: Staat und Kirchen suchen Wertekonsens

Welche Werte sollen künftig an den deutschen Schulen vermittelt werden? Welche Bildungszugänge sind gerecht? Über diese Fragen unterhielten sich Anfang Juni die Vorstände der deutschen Kultusministerkonferenz KMK mit Vertretern der beiden grossen deutschen Landeskirchen.
Die ersten 19 Artikel des deutschen Grundgesetzes fassen doch im Prinzip die Zehn Gebote zusammen.
Ute Erdsiek
Plön im Norden Deutschlands.

Von einer "partnerschaftlichen Öffnung" von Schule und Kirche sprach danach die KMK-Präsidentin und schleswig-holsteinische Bildungsministerin, Ute Erdsiek. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, mahnte, dass die religiös-ethische Bildung nicht zu kurz kommen dürfe und beispielsweise der Religionsunterrichts nicht in den "eigenständigen Gestaltungsspielräumen" der einzelnen Schulen untergehen dürfe. "Hier muss entsprechende Vorsorge getroffen werden."

Gemeinsame Suche nach Wahrheit

Karl Lehmann, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, setze sich für die theologischen Fakultäten ein. Hier bestünde eine gemeinsame Verantwortung von Staat und Kirche. Grade zu Zeiten der Globalisierung seien die "Suche nach Wahrheit und die akademische Freiheit" grosszuschreiben und zu fördern.


Die Begegnung im norddeutschen Plön steht in einer Linie mit dem Schulterschluss, den die deutsche Familienministerin Ursula von der Leyen mit den Kirchen gesucht hat. Ihr "Bündnis für Erziehung" startete sie mit einem Gespräch mit dem katholischen Kardinal Sterzinsky und die lutherische Bischöfin Margot Käßmann aus Hannover.

Erst die Muttersprache, dann die Fremdsprachen

"Unsere gesamte Kultur gründet sich auf der christlichen Kultur", begründete von der Leyen Anfang Jahr diese von anderen als exklusiv empfundene Wahl der Gesprächspartner. Sie verwies auch auf der deutsche Grundgesetz: "Die ersten 19 Artikel unseres Grundgesetzes fassen doch im Prinzip die Zehn Gebote zusammen", erklärte sie. Und "so, wie man die eigene Muttersprache lernt, müssen wir erst unsere eigene Position klären, damit wir uns später für andere Religionen öffnen können".

Viele kirchliche Bildungseinrichtungen

In Deutschland führen die beiden Kirchen fast die Hälfte aller - freiwillig und gegen Gebühren besuchten - Kindergärten und erreichen damit über eine Million Kinder. An den 1000 evangelischen und fast 900 katholischen Schulen werden insgesamt eine halbe Million Schüler unterrichtet. Doch "wo evangelisch draufsteht, muss auch evangelisch drin sein", verlangte Frau Käßmann.


Weiterführende Links:
Deutsche Familienministerin schliesst "Bündnis für Erziehung" - zuerst mit den Kirchen

Familienministerin: christliches Grundvertrauen für eine Wende zur Familienfreundlichkeit
Deutliche Worte zur deutschen "Familienförderung"
Religionsgipfel in der Münchner Staatskanzlei

Quellen: epd/Livenet

Datum: 12.06.2006

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