Deutscher Bevölkerungsbericht: Viele Alleinstehende, viele Ausländerkinder

Die Ergebnisse der „kleinen Volkszählung“ 2005 liegen vor. Danach geht die Zahl der verheirateten Eltern mit Kindern weiter zurück, die Alleinerziehenden werden mehr, und in der Gesellschaft als Ganzer rücken Ausländer und Passdeutsche vor.
Deutscher Bevölkerungsbericht

Am vergangenen Dienstag wurde in Berlin der sogenannte Mikrozensus des Jahres 2005 vorgestellt, eine jährlich durchgeführte „kleine Volkszählung“, bei der die Statistischen Landesämter rund 830.000 Personen in fast 400.000 Haushalten befragen. Demnach gibt es in Deutschland 39,2 Millionen Privathaushalte mit durchschnittlich 2,1 Personen und 12,6 Millionen Familien. In 38 Prozent der Haushalte lebt jedoch nur 1 einzelne Person, oftmals ein alleinstehender älterer Mensch.

Immer mehr unverheiratete Eltern

Drei Viertel der Familien waren Ehepaare mit Kindern. Die Zahl der unverheirateten Paare mit Kindern hat sich seit 1996 nahezu verdoppelt. Sie stieg um 84 Prozent auf jetzt 2,4 Millionen. 30 Prozent der Frauen mit Hochschulabschluss und dem Jahrgang zwischen 1952 und 1961 sind kinderlos (nicht die vielzitierten 40 Prozent). Erstmals sei zwar die Gesamtzahl der Familien wieder leicht gestiegen, doch sei sie in Mitteldeutschland weiterhin rückläufig. Diese Zahlen bestätigen damit in eindringlicher Kontinuität die Trends der vergangenen Jahre.

Erstmals wurden auch genauere Angaben zur Migration gemacht. Dabei stellte sich heraus, dass in Deutschland 15,3 Millionen „Migranten“ leben – wobei diese Zahl eine merkwürdige Mischung aufweist. Sie umfasst die nach dem rot-grünen neuen Staatsangehörigkeitsrecht erleichtert eingebürgten Ausländer ebenso wie deutsche Spätaussiedler und die tatsächlichen 5,6 Millionen zugewanderten Ausländer. Kriterium war also die biografische Mobilität, nicht eine Volkszugehörigkeit.

Kinderreiche Passdeutsche

Ausländer und Passdeutsche sind dabei deutlich kinderreicher als die angestammte Bevölkerung („Deutsche ohne Migrationshintergrund“). In westdeutschen Großstädten stellten sie schon bis zu 40 Prozent der Jugendlichen, und jedes vierte Neugeborene habe einen ausländischen Elternteil. Allein zwischen 2000 und 2004 sind nach dem Migrationsbericht der Bundesregierung vom Juni 2005 800.000 Ausländer eingebürgert und ihre 200.000 hier geborenen Kinder zu Deutschen erklärt worden. „Der Rückgang der Bevölkerung vollzieht sich ausschliesslich bei den Deutschen ohne Migrationshintergrund“, wird im «Mikrozensus» festgehalten.

„Keine Parallelgesellschaften“

Die damalige Ausländerbeauftragte der rot-grünen Bundesregierung, Marieluise Beck, sprach davon, dass die deutsche Gesellschaft „ethnisch, religiös und sprachlich vielfältiger als je zuvor“ sei. Sie wächst per saldo um rund 100.000 Nichtdeutsche pro Jahr. Vor unbegrenzter und ungesteuerter Zuwanderung („Migration“) warnt unterdessen der deutsche Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble und verweist auf die Grenzen der Sozialsysteme und die Akzeptanz in der heimischen Bevölkerung. Es dürften sich keine Parallelgesellschaften entwickeln, meinte er – und dürfte damit bereits die Realität aus dem Blick verloren haben.

Quellen: epd/ZDF/Welt.de/Livenet

Datum: 08.06.2006

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