Den katholischen Weltjugendtag lobte Merkel als "grosse Chance für Deutschland". Vor allem die Jugend habe Gelegenheit, sich als guter Gastgeber für ein so grosses internationales Treffen zu beweisen. Zugleich sei die Veranstaltung mit 800.000 Teilnehmern aus 190 Ländern eine gute Möglichkeit, die Globalisierung nicht nur als ökonomisches Problem zu sehen, sondern auch positiv zu erfahren, wie unterschiedlich junge Menschen weltweit lebten, ihren Glauben praktizierten und doch zum gleichen Gott beteten. "Dann merkt man, dass es nicht nur die europäische Form des Glaubens gibt und dass auf anderen Kontinenten die Spiritualität oft sehr viel stärker und grösser ausgeprägt ist als bei uns." Von ihrer eigenen religiösen Prägung sagte die CDU-Vorsitzende, die aus einem ostdeutschen Pfarrhaus stammt, in ihrer Familie sei "regelmässig gebetet" worden. Sie habe sich nicht nur intellektuell mit dem Glauben beschäftigt, sondern auch viel gesungen und musiziert". Das Haus ihrer Eltern sei sehr offen gewesen; immer wieder seien Menschen in Not, mit Fragen und Problemen gekommen.
"Wenn wir zum Beispiel die zukünftigen Aufgaben immer mehr mit Schulden finanzieren, versündigen wir uns an der Zukunft - und somit an der Jugend." Die Kanzlerkandidatin der Union verwies auf die Berufung des früheren Verfassungsrichters Paul Kirchhof zum Finanzexperten des Kompetenzteams. Sie habe "ganz bewusst jemanden ausgewählt, der niemals nur mit Zahlen operiert hat, sondern der immer politische Prioritäten gesetzt und diese klar im Bereich der Familien sieht".
Weltjugendtag als grosse Chance für Deutschland
In der Begeisterung vieler Jugendlicher für die als konservativ geltenden Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. sieht die CDU-Vorsitzende ein Zeichen für den Wunsch nach klarer Orientierung. Sie lese daraus "eine gewisse Sehnsucht nach dem Felsen in der Brandung". Das bedeute zwar nicht, dass alle religiösen Vorschriften und Gebote eingehalten würden. Aber die Kirche und die Päpste böten, so Merkel, "eine Reibefläche, an der man sich und seine eigenen Massstäbe messen muss"."Regelmässig gebetet"
Einen direkten Zusammenhang zwischen religiöser Erziehung und politischem Engagement sieht die CDU-Vorsitzende bei sich nicht. Zwar sei ihr Interesse für Politik durch Diskussionen über den DDR-Staat in ihrer Familie gewachsen. Das habe aber nicht unbedingt etwas mit dem Glauben zu tun gehabt. Man könne "wirklich ein fröhlicher Christenmensch sein, ohne dass man anschliessend politisch tätig sein muss".
Datum: 19.08.2005
Quelle: Kipa