Ghadban stammt aus dem Libanon und lebt seit 1972 in Deutschland. 1976-92 leitete er ein Integrationsprojekt mit arabischen Flüchtlingen, seit 1992 lehrt er Islamwissenschaft und Migration an der evangelischen Fachhochschule in Berlin. Er fordert, dass Muslime in Europa erstens die Menschenrechte und zweitens die Trennung von Religion und Staat anerkennen. Die Islamisten, die ihre religiösen Normen (aus dem islamischen Gesetz, der Scharia) nicht mit den westlichen in Einklang bringen könnten, seien in einem islamischen Land besser aufgehoben. Ghadban schätzt den Anteil der Islamisten in Deutschland auf 10 Prozent, mit steigender Tendenz, da Muslime der zweiten Generation anders als ihre Eltern nicht mehr zurückwandern könnten. „Ihre Heimat ist hier“, ihre Identitätssuche mache sie anfällig für islamistische Parolen. In Holland wurden nach dem Mord an Theo van Gogh Moscheen und Kirchen angegriffen. Dies könne überall geschehen, meint der Migrationsforscher. Die Niederlande haben nach Ghadban keine Integrationspolitik betrieben, sondern gemäss einem „Multi-Kulti“-Denken die Ausländer wie die Einheimischen behandelt. „Aber so geht es nicht.“ Die Muslime hätten sich ihre Parallelgesellschaften aufgebaut, statt sich einzugliedern. Die Integration erfordert laut dem Experten, dass die westlichen Grundwerte gelehrt und gelernt und durchgesetzt werden, Chancengleichheit für Frauen inbegriffen. Die Schüler müssten so ausgebildet werden, dass sie später auf dem Arbeitsmarkt eine Chance haben. Ghadban macht klar, dass der Respekt vor einer anderen Kultur nicht das Ja zur Polygamie bedeuten kann. Respekt könne es nur vor Menschenrechten geben. „Wenn eine Kultur die Menschenrechte akzeptiert, dann ist sie willkommen… Wir können im Namen der Kultur nicht alles akzeptieren. Weder das Kastensystem der Hindus noch die Entwürdigung der Frau im Islam.“ Laut Ralph Ghadban bringt das islamische Kopftuch zum Ausdruck, dass die Frau als sexuelles Wesen vor den Blicken des triebhaften Mannes geschützt werden muss. Dieses Menschenbild reduziere die Frau auf ein Sexualobjekt und den Mann auf seine Triebe. Darum lehnt Ghadban das islamische Kopftuch grundsätzlich ab. Menschen seien so zu erziehen, dass sie Selbstkontrolle üben, sagt er. „Das Kopftuchtragen hingegen ist eine Rückkehr in ein primitiveres Entwicklungsstadium der Geschlechtertrennung.“ Quelle: Magazin der Basler Zeitung
Anteil der Islamisten steigend
Integration über Durchsetzung der Grundwerte
Kopftuch: Frau und Mann auf die sexuelle Ebene reduziert
Datum: 22.01.2005