Deutscher Bundestag

Wenn Kinder eine zweite Mutter kriegen (und den Vater verlieren)

Der deutsche Bundestag hat die Rechte gleichgeschlechtlicher Lebenspartner erweitert. Das Parlament beschloss am Freitag mit den Stimmen der rot-grünen Koalition und der FDP-Fraktion auch die Möglichkeit der Stiefkind-Adoption für Lebenspartnerschaften.
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Den Antrag von liberaler Seite, homosexuellen Paaren eine generelles Adoptionsrecht zu gewähren, lehnte der Bundestag ab. Das "Überarbeitungsgesetz" zum 2001 verabschiedeten Lebenspartnerschaftsgesetz fasst diverse Regelungen zusammen, die nicht der Zustimmung der Bundesländer bedürfen. So werden das eheliche Güterrecht, das heisst die Zugewinngemeinschaft der Eheleute, sowie das Unterhaltsrecht und Regelungen der Hinterbliebenenversorgung für gleichgeschlechtliche Lebenspartner eingeführt. Die Neuregelungen treten zum 1. Januar 2005 in Kraft.

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries sprach von einem weiteren Schritt zur rechtlichen Gleichstellung homosexueller Paare. Zugleich kündigte sie an, auch die steuerrechtliche Gleichbehandlung gesetzlich regeln zu wollen. Dazu suche die Regierung das Gespräch mit dem Bundesrat, der dieser Reform zustimmen muss.

"Kindeswohl vor Recht auf Selbstverwirklichung"

Die Christdemokraten wandten sich entschieden gegen das Gesetz, da es in grösster Eile die grösstmögliche Angleichung an die Ehe verfolge. Die beschlossene Stiefkind-Adoption, die eine Adoption des leiblichen Kindes des homosexuellen Lebenspartners ermöglicht, stelle zudem das Selbstverwirklichungsrecht über das Kindeswohl, betonten sie. Kinder seien dem Willen der Erwachsenen schutzlos ausgeliefert. Höchst problematisch sei auch der Verlust der Rechtsbeziehung zum leiblichen Elternteil und dessen Verwandten.

Auch die psychischen Folgen für Kinder, die in homosexuellen Partnerschaften aufwüchsen, sind nach Einschätzung der CDU/CSU nicht ausreichend bekannt. Diskriminierungen könnten zu dauerhaften Störungen führen. Die Pläne zur Stiefkind-Adoption waren im Vorfeld auch auf deutliche Kritik der Kirchen gestossen.

Datum: 02.11.2004
Quelle: Kipa

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