Gott segne unser Land" – was meint Horst Köhler?

Der neue Bundespräsident Horst Köhler

In Deutschland versucht man sich auf den neuen Bundespräsidenten Horst Köhler einzustellen. Er bekannte in seiner ersten Rede nach der Wahl, er liebe sein Land und sei dankbar dafür, was es ihm gegeben habe. Und er schloss mit dem Satz: "Gott segne unser Land".

Bezeichnend für das öffentliche Klima zwischen Rhein und Oder ist die Frage der Berliner tageszeitung: „Haben wir das nötig?“ Der PDS-Chef Lothar Bisky antwortet, angesichts der momentanen deutschen Politik bleibe vielen nur noch die Hoffnung auf himmlischen Beistand. „Die Erfahrung lehrt allerdings, dass der selten hilft.“ Deutschland brauche keine göttlichen Segnungen, sondern eine bessere und gerechtere Politik.

Kässmann: „Solchen Segen haben wir nötig“

Anders sieht das Margot Kässmann, lutherische Bischöfin in Hannover. „Gott segne unser Land - ja, solchen Segen haben wir nötig, gerade in Zeiten so vieler Verunsicherungen!“ Bekennende Christinnen oder Christen würden heute in Deutschland „fast mitleidig belächelt“, hält Kässmann fest.

Darum findet sie gut, „wenn Menschen in diesem Land sagen, woher sie ihre Lebenskraft nehmen, dass sie auf Gott vertrauen. Wer auf Gottes Segen verweist, macht ja glasklar, dass nicht alles Heil von der Wirtschaft, dem Markt oder der Börse kommt, nicht alles im Leben machbar ist, weder durch Geld noch durch Technologie.“

Nicht alles machbar

Die Bischöfin hört in dem Satz „eine gewisse Demut gegenüber der Arroganz der Macher“, welche dem Internationalen Währungsfonds bekanntlich regelmässig zugeschrieben wird. Entgegen den Stimmen, welche einfach ein deutsches ‚God Bless America’ hören wollten, findet Kässmann die Bitte um den Segen mutig: „Doch, ich wünsche mir auch, dass Gott unser Land segnet und deutlich werden lässt: ‚Gerechtigkeit erhöht ein Volk!’ (Sprüche 14,34)“.

Laut der Zeitschrift ‚idea Spektrum’ begründete Köhler seinen Satz mit der persönlichen Erfahrung: Es habe ihm in seinem Leben immer wieder geholfen, in schwierigen Situationen auf Gott zu vertrauen. Er weiss, wovon er spricht.

Geflüchtet und in Armut aufgewachsen

Köhlers Eltern, Siedler im damals rumänischen Bessarabien (heute Moldawien), mussten ihren Hof verlassen und flüchten. Horst wurde 1943 in Polen geboren; Köhlers flohen später aus der Sowjetzone. Erst 1957 bekam die Grossfamilie mit acht Kindern eine eigene Wohnung.

Während Horst Köhlers Studium, das er sich selbst verdiente, starb sein Vater. Später erblindete seine Tochter, eine Hobbyreiterin. Um sie zu trösten, lernte der Vater reiten. Als Geschäftsführender Direktor des Internationalen Währungsfonds sah Köhler Drittweltprobleme aus der Nähe. Die Abzockerei in Chefetagen hat er mehrfach kritisiert.

Vertrauen zu Gott als Anker

Wenn der in einem Monat antretende Bundespräsident sagt, Deutschland brauche eine „tiefgreifende Erneuerung“, bringt er globale Erfahrung und eine geistliche Perspektive mit. Der Bild-Zeitung sagte er: „Gott ist für mich sehr wichtig. Es ist gut, wenn Menschen einen Anker haben, der tiefer reicht als die alltäglichen Dinge. Tiefer als Wirtschaft oder die Frage nach dem neuen Auto.“

Datum: 02.06.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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