«Schlimmer als die Mongolen»

Türkischer «Sieg» von Afrin – Christen und ihre Kirchen als Opfer

Die türkischen Truppen und vor allem die mit ihnen verbündeten Muslim-Milizen haben bei der Eroberung der Kurdenregion Afrin auch wild gegen ihre christlichen Bewohner gewütet. Christliches Weltkulturerbe wurde zerstört.
Afrin nach der Zerstörung

Erst nach und nach werden alle Folgen des jüngsten Einfalls der Türkei in Nordsyrien bekannt: In der Hauptstadt wurden drei Kirchen niedergebrannt, vier weitere und ein Bibelzentrum ausgeplündert, das Schrifttum verstreut. Geschäfte und Häuser von Christen, die an Kreuzen, Bibelsprüchen über der Tür oder orthodoxen Ikonen als solche erkennbar waren, wurden ausgeraubt und dann ebenfalls in Brand steckt.

Brutaler Raubzug

Wer nicht zuvor schon geflohen war, den verjagten die protürkischen Banden aufs freie Feld hinaus. In einzelnen Fällen gab es sogar Morde und Vergewaltigungen. Das Raubgut wurde lastwagenweise zu den Lagern der Terrormilizen geschafft: Mobiliar, Haushaltsgeräte, Fernsehapparate und Computer. So berichten zahlreiche Blogger als Augenzeugen. 

Frischen Unmut rufen nach diesen Plünderungen und Gewalttaten an der Zivilbevölkerung die zu Beginn des Feldzuges im Januar auch den nichtmuslimischen religiösen Oberhäuptern der Türkei abgezwungenen Unterstützungserklärungen, ja Segenswünsche für den Erfolg ihrer Waffen hervor. Besonders in Griechenland und auf Zypern quellen die sozialen Netzwerke mit Angriffen auf Präsident Recep Tayyip Erdogan über. Vor allem ist es seine Nötigung des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., zur Unterstützung des Angriffes auf Afrin, die nach dessen Fall böses Blut produziert.

Orthodoxe Kirchenführer zur Kriegsverherrlichung genötigt

Dasselbe auch in Armenien, nachdem der armenische Patriarchatsverweser in Istanbul, Aram Atesian, zu noch militanteren Kriegsverherrlichungen gezwungen worden war. Auch die Syrisch-Orthodoxen in ihren nahöstlichen Wohngebieten und der europäisch-amerikanischen Diaspora verurteilen erneut, dass ihr Istanbuler Metropolit Filiiksemos Cetin den Afrin-Krieg loben musste, obwohl dort die orthodoxen Syrer mit den Kurden in bestem Einvernehmen gelebt hatten. Zum Teil wird allseits aber auch der Vorwurf laut, die Kirchenführer Bartholomaios, Aram und Filiiksenos hätten auf keinen Fall und um keinen Preis dem türkischen Druck nachgeben dürfen: «Eure frommen Wünsche sind in Erfüllung gegangen: Erdogan hat gesiegt!»

Gedenkstätte und Weltkulturerbe der libanesischen Maroniten zerstört

Ein Opfer der türkischen Bombenangriffe, die dem Fall von Afrin vorausgingen, wurde die Gruft des Einsiedlers Maron, des Gründers der libanesischen Maroniten aus dem 7. Jahrhundert. Das Maron-Grab (nur 15 km von Afrin entfernt) lag in Brad und war doch erst 2003 wiederentdeckt worden. In seiner Nähe fielen noch weitere frühchristliche Gedenkstätten den Bomben aus der Türkei zum Opfer. Die türkische Luftwaffe streitet zwar ab, diese Ziele bombardiert zu haben, Ankara hat sogar das Dementi eines namhaften Maroniten beigebracht, des Erzbischofs Josef Tobji von Aleppo. Dieser ist allerdings aus verschiedenen deutschsprachigen Medien als ein islamfreundlicher «Beschwichtiger und Beschöniger vom Dienst» bekannt: Es gibt keine Zweifel an den Zerstörungen! 

Die UNESCO hatte den ganzen Komplex noch 2011, kurz vor Beginn des syrischen Bürgerkrieges, zum Weltkulturerbe erklärt. Dabei war als Vertreter der Maroniten General Michel Aoun anwesend, der heutige Präsident von Libanon. Er hat jetzt in Ankara über seinen Botschafter energisch gegen das Ausbomben der Maron-Gedenkstätte protestiert. Die Türken hätten dort «schlimmer als einst im Mittelalter die Mongolen» gehaust.

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Datum: 28.03.2018
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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