3,5 Millionen Moslems in Deutschland

Moslem

Soest. Die Zahl der Moslems in Deutschland ist auf 3,45 Millionen gestiegen. Im Vorjahr waren es noch 3,24 Millionen. Das berichtete das Zentral-Institut Islam-Archiv Deutschland (Soest). Nach dem jetzt veröffentlichten Ergebnis seiner Frühjahrsumfrage fühlen sich fast drei Viertel (74 Prozent) der Moslems ihrem Glauben verbunden (2,55 Millionen). 81 Prozent seien Sunniten und 19 Prozent Schiiten.

Die Zahl der asylsuchenden bzw. illegal in das Bundesgebiet eingewanderten Moslems liege zwischen 300.000 und 500.000. Insgesamt lebten in Deutschland Moslems aus über 40 Staaten; die weitaus grösste Gruppe stellten die Türken. Rund 12.000 Moslems seien deutscher Abstammung. Die Zahl der Neugeborenen in moslemischen Familien ist dem Institut zufolge rückläufig. In Deutschland lebten insgesamt rund 850.000 moslemische Kinder und Jugendliche. Von ihnen besuchten wie im Vorjahr etwa sieben Prozent die Koranschulen verschiedener islamischer Verbände. Die Zahl der regelmässigen Moscheebesucher sei leicht zurückgegangen. Während im Vorjahr noch durchschnittlich 290.000 Personen an den Freitagsgebeten teilgenommen hätten, seien es jetzt 285.000 (minus 1,7 Prozent). Laut dem Zentral-Institut bestehen 77 “klassische Moscheen” (im Vorjahr 70). 123 weitere befänden sich im Bau oder seien in Planung. Daneben gebe es rund 2.300 Versammlungs- und Bethäuser. Nach der Befragung wächst unter den Moslems die Bereitschaft zum Gespräch mit Angehörigen anderen Glaubens. So bezeichneten 80 Prozent den Dialog mit Christen als sehr wichtig (2001: 74 Prozent).

Mitwirkung Religionsunterricht

Fast alle Moslems (97 Prozent) befürworten die Einführung des islamischen Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen. 86 Prozent der befragten Eltern sind der Meinung, dass die Moscheen dabei mitwirken müssten. Dagegen stösst ein Fach Islamkunde, das von deutschen nichtmoslemischen Lehrern oder von Islamwissenschaftlern erteilt wird, eher auf Ablehnung. Nur 13 Prozent der Moslems würden ihre Kinder in einen solchen Unterricht schicken. 52 Prozent antworteten mit Nein, und 27 Prozent erklärten, dass es auf die Lehrkräfte ankomme, ob ihre Kinder daran teilnehmen dürften.

SPD und Union verlieren in der Gunst der Moslems

Das Institut fragte die Moslems im April auch, zu welcher Partei sie tendierten. 31 Prozent nannten die SPD (minus 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr), 13 Prozent die CDU (minus 6 Prozent), 13 Prozent Bündnis 90/Die Grünen (plus 2 Prozent), 8 Prozent die FDP (plus 3 Prozent) und 6 Prozent die PDS (plus 5 Prozent). 27 Prozent machten keine Angaben. Der Leiter des Zentral-Instituts, M. Salim Abdullah, geht davon aus, dass sich die Moslems mit deutscher Staatsbürgerschaft so in etwa auch bei der Bundestagswahl entschieden haben. Die Zahl der wahlberechtigten Moslems könne sich angesichts des “Einbürgerungs-Booms” bis 2006 auf fast eine Million erhöhen. Sie könnten dann eine wahlentscheidende Rolle spielen, wenn das Ergebnis ähnlich knapp sein sollte wie in diesem Jahr, so Abdullah. Jetzt waren nach seinen Angaben etwa 440.000 Moslems wahlberechtigt.

Wird die FDP politische Heimat der Moslems?

Nach Erkenntnissen des Zentral-Instituts kann die FDP mittelfristig zur politischen Heimat der in Deutschland lebenden Moslems werden. Seit langem seien etwa Spitzenfunktionäre des Zentralrates der Muslime in Deutschland FDP-Mitglieder. 73 Prozent der befragten Moslems gäben der Politik des nordrhein-westfälischen Landesvorsitzenden Jürgen W. Möllemann gute Noten. 47 Prozent können sich der Umfrage zufolge vorstellen, die FDP zu wählen.

Datum: 27.09.2002
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

Publireportage
Werbung
Livenet Service
Werbung