Gericht in Nigeria bestätigt Todesurteil wegen Ehebruchs

Die Nigerianerin Amina Lawal

Lagos. Die Nigerianerin Amina Lawal soll wegen sexueller Verfehlungen gesteinigt werden. Das höchste islamische Gericht hat jetzt diese Todesstrafe bestätigt. Die 30jährige Mutter hat nur noch eine Chance: Das Oberste Gericht muss bis Januar 2004 darüber entscheiden, ob das islamische Religionsgesetz, die Scharia, mit seinen drakonischen Strafen verfassungskonform ist

Nach Ansicht der Gesellschaft für bedrohte Völker (Göttingen) wird das westafrikanische Land dadurch in eine Zerreissprobe geführt. Die höchsten Richter können nämlich entweder die Politik der moslemischen Führer im Norden des von Christen und Moslems bewohnten Landes bestätigen oder den Kurs des demokratisch gewählten, baptistischen Präsidenten Olusegun Obansanjo.

Die Menschenrechtsorganisation befürchtet eine erneute Eskalation ethnisch-religiöser Konflikte, denen seit Ende der Militärdiktatur 1999 schon tausende Menschen zum Opfer gefallen seien. 53 Prozent von Nigerias 111,5 Millionen Einwohnern sind Christen, 41 Prozent Moslems, und etwa sechs Prozent gehören Stammesreligionen an. Die zwölf nördlichen der 36 Bundesstaaten Nigerias haben 1999 die Scharia eingeführt. Frau Lawal war schon im März durch Tod durch Steinigung verurteilt worden, weil sie nach ihrer Scheidung schwanger geworden war. Mit Hilfe örtlicher Menschenrechtsgruppen hatte sie Einspruch eingelegt und erwirkt, dass die Strafe bis zum Abstillen ihrer Tochter ausgesetzt wird.

Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM/Frankfurt am Main) fordert ein internationales Eintreten gegen “barbarische Strafen” in Ländern, die die Scharia anwenden. Die Organisation hat mehrere tausend Unterschriften für eine Kampagne gegen Strafen wie Steinigung (wegen Ehebruchs) und Amputation (wegen Diebstahls) gesammelt. Die IGFM appellierte zugleich an islamische Vereine und Dachverbände in Deutschland, für eine uneingeschränkte Achtung der Menschenrechte in islamischen Ländern einzutreten. In diesem Jahr seien bereits Frauen im Iran, in Nigeria, Pakistan und im Sudan zur Steinigung verurteilt worden. Auch Saudi-Arabien wende solche Strafen an. In Teilen Malaysias und Indonesiens solle die Scharia ebenfalls eingeführt werden. In über 40 Staaten der Erde ist der Islam Staatsreligion. In vielen dieser Länder bestimmt das islamische Recht die Gesetzgebung.

Datum: 21.08.2002
Quelle: idea Deutschland

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