Deutsche Evangelische Allianz: Ehe als Lebensform relativiert

Hartmut Steeb

Stuttgart - Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz (DEA), Hartmut Steeb, wirft dem höchsten deutschen Gericht vor, die Auflösung des Rechtsstaates voranzutreiben.Nach Ansicht Steebs handelt es sich um ein "politisch motiviertes Fehlurteil". Die bisher herrschende Auffassung, Richter würden ausschliesslich nach den Buchstaben des Gesetzes und objektivem Recht urteilen, habe sich als Illusion erwiesen. Anstatt Hüter der Verfassung zu sein, passe sich das Gericht an eine vermeintliche Mehrheitsmeinung in der Gesellschaft an. Damit schade es der Gewaltenteilung zwischen Regierung, Parlament und Justiz.

Steeb wirft dem Gericht vor, die Ehe als erstrebenswerte Lebensform und kleinste Zelle der Verantwortungsgemeinschaft sowie als Garant für die Generationenfolge zu relativieren. Andere Partnerschaften benötigten jedoch keinen vergleichbaren Schutzmantel, da sie der Gesellschaft keinen ähnlich unersetzbaren sozialen Dienst leisteten. Auch aus theologischer Sicht lehnt Steeb die Entscheidung ab. Homosexuelle Praktiken widersprächen eindeutig der Bibel. Ihre staatlichen Anerkennung verführe zu der irrigen Annahme, dass das biblische Leitbild von Ehe und Familie ausgedient habe. Auf solchen Entscheidungen ruhe kein Segen, warnt Steeb.

Positiv am dem Urteil sei, dass es nur die "Vereinigung eines Mannes mit einer Frau zu einer auf Dauer angelegten Lebensgemeinschaft" als Ehe bezeichne, stellt Steeb ferner fest. Seiner Ansicht nach sollten andere Partnerschaften auch nicht sprachlich mit der Ehe gleichgestellt werden, etwa als "Homo-Ehe" oder "Ehe mit gleichgeschlechtlichen Partnern". Solche Formulierungen schadeten dem Bild von Ehe und Familie und diskriminierten deren besondere Leistungen für die Gesellschaft.

Bei der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) hat die Karlsruher Entscheidung Erleichterung und Bedauern ausgelöst. Man begrüsse, dass das Gericht den Weg zu gesetzlichen Regelungen für gleichgeschlechtliche Partnerschaften bejahe und damit zum Abbau von Diskriminierungen beitrage, erklärte Pressesprecher Thomas Krüger (Hannover) gegenüber idea. Wenn Menschen entsprechend dem Liebesgebot Jesu Christi dauerhaft beieinander bleiben wollten, solle ihnen der Staat einen verbindlichen Rahmen ermöglichen. Unverständlich sei allerdings, dass das Gericht offensichtlich keinen rechtlichen Abstand zwischen der Ehe und anderen Gemeinschaften einfordere. Die EKD wende sich gegen die Nivellierung des christlichen Leitbildes von Ehe und Familie.

Ähnlich äusserte sich der Bischof der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Gerhard Maier (Stuttgart). Zugleich wies er darauf hin, dass in Württemberg auch künftig keine gleichgeschlechtlichen Partnerschaften gesegnet würden. Dies entspreche der überwiegenden Haltung der EKD.

Datum: 19.07.2002
Quelle: idea Schweiz

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